benutzen Sie die aufhänger-technik und überlegen Sie, wie Sie schon in der einleitung nüchterne prozentzahlen oder ein trockenes thema mit „fleisch und blut“ füllen können.
widerlegen Sie Ihren gegner zunächst einmal mit pseudo-sachlichen überlegungen, interpretieren Sie ihn einfach falsch, unterstellen Sie einem teil seiner sachargumente einen anderen sinn. damit drängen Sie Ihren gegner zunächst in eine verteidigungsposition. er muss dem publikum gegenüber erklären, was eigentlich gemeint war. kontern Sie dann mit verweis auf die undeutlichkeit oder verwaschene argumentation. wenden sie diese methode systematisch und vor allem kühl an.
auch bei der pseudo-sachlichen auseinandersetzung vermeiden sie nach möglichkeit alle angriffe auf die persönlichkeit Ihres gegners, sonst wird dem publikum schnell klar, was Sie beabsichtigen.
für eine wechselrede (diskussion) sollten Sie nicht nur Ihr eigenes konzept vorbereiten, sondern auch ein vermutetes gegenkonzept des gesprächspartners. so lassen sich negative argumente besser begegnen. denn in der diskussion haben Sie weniger zeit, Ihren standpunkt auszuführen und müssen mehr reagieren als agieren.
streiten Sie zunächst nicht grundsätzlich die behauptungen der gegenseite ab. zerlegen Sie die behauptungen in einzelne bestandteile und widerlegen sie diese punkt für punkt.
üben Sie, bei lautem vorlesen eine (imaginierte) hörerschaft anzublicken. augenkontakt mit dem publikum erweckt den eindruck freien sprechens. dabei müssen Sie kleine abschnitte blitzschnell vorauslesen und am ende des blickkontakts die anschluszstelle im text wiederfinden.
lesen Sie abschnitte von 2-5 sätzen vor und geben Sie diese dann (a) möglichst wortgetreu oder (b) mit eigenen worten wieder. (a) übt zusätzlich das gedächtnis!
zur freien rede führt weder das ablesen noch das auswendiglernen eines texts, sondern die wiederholte wortausgestaltung mit hilfe des sprechdenkens – einem denken während des sprechens und einem sprechen während des denkens.
praktisch kann das heissen: ein sinnbezug liegt als gedankenstütze in (a) stichworten oder in einer folge von stichworten vor. das stichwort gibt den denkimpuls, der mittels wortausgestaltung zur entfaltung drängt. möglich ist auch das (b) notieren von satzanfängen, die dann in freier ausgestaltung zuende geführt werden.
durchweg hat jeder satz nur einen betonungsgipfel; damit ist nicht unbedingt nur ein wort gemeint. an besonderen höhepunkten wird ein ganzer sinnabschnitt hervorgehoben.
drei mittel dienen der betonung: (1) sprechtonerhöhung, (2) sprechtonverstärkung/ druck, (3) sprechtondehnung/ langsames zeitmasz.
achten Sie darauf, dass Ihre form dem inhalt entspricht. folgende schlechte beispiele dienen als warnung : liebeserklärung laut gebrüllt; trauerrede forsch und zackig; begrüssung mit vielen pausen und grabesstimme; wissenschaftlicher vortrag ohne pause und betonung. (diese beispiele können aber auch als anschauliche übung in artikulations-variation dienen).
keiner der zuhörer erwartet von Ihnen eine schauspielerische leistung; man wird Sie eher danach beurteilen, ob Sie sich natürlich und verständlich ausdrücken..
flüstern stärkt die artikulationskraft ungemein, schnellsprechen fördert die geläufigkeit bei konsonantenhäufung; als übung schnellsprechsätze:
eine grössere lautstärke ist nicht zu erreichen durch pressen, sondern nur durch die verbindung folgender mittel:
(a) verstärken des atemstroms und der resonanz (tragfähigkeit),
(b) verschärfung der artikulation und
(c) verlangsamen des tempos.
Nietzsche stellte fest, das verständlichste an der sprache sei nicht das wort selber, sondern ton, stärke, modulation, tempo, mit denen eine reihe von worten gesprochen wird – kurz, die musik hinter den worten.
ein weicher, geschmeidiger stimmeinsatz (vermeidung von plopp- oder knacklauten), kann erreicht werden, wenn man sich vor dem vokal ein h vorstellt.
schluss- und anfangskonsonanten sollten getrennt gesprochen/ gehört werden, wenn sie bei aufeinanderfolgenden wörtern gleich lauten (zb. meint der redner „und denkbar wäre, dass…“ – ich aber verstehe: „undenkbar wäre das!“)
lampenfieber mindern kann man folgendermaszen: (a) versetzen Sie sich bei einer redeprobe ganz in die situation des ernstfalls, (b) bitten Sie gute freunde, publikum zu „spielen“ oder sich auch später im saal hinzuzusetzen. vertraute gesichter zu sehen gibt sicherheit! (c) entspannen sie sich vor redebeginn, tun Sie etwas ganz anderes, gehen sie spazieren, essen Sie etwas (aber nicht zuviel), und einen moment vor beginn: zwanzig tiefe atemzüge! (d) bemühen Sie sich, gerade am anfang betont langsam zu sprechen.
die wiederholung des grundgedankens bewirkt eine befestigung des inhalts im hörer. eine kleine dosis davon wirkt aufmunternd, eine zu grosse aber ermüdend.
die aufmerksamkeit des hörers muss sich immer wieder erholen können. wechseln Sie daher die diktion öfter: einmal straff, dann wieder aufgelockert. auf keinen fall darf jeder satz mit „schwerer kost“ belastet werden.
auflockerung kann man durch humor erreichen. bittere wahrheiten lassen sich humorvoll besser servieren als trocken und sachlich. unterscheiden Sie humor und witz je nach zweckhaftigkeit:
humor | witz |
liebevoll | scharf |
seelischer überschuss | geistreich |
zusammenführend, integrierend | schneidend |
lächelt/ schmunzelt | lacht/ lacht aus |
strahlt | funkelt |
hilft über unzulänglichkeiten hinweg | entlarvt die unzulänglichkeit der welt |
wir müssen mit dem atem haushalten und mit wenig luft viel erreichen. gutes atmen und ggf. betont langsames artikulieren führen zu einem resonanzreichen sprechen.
grundregel für die sprechpraxis: man atme stets nur dann ein, wenn der sinn eine pause gestattet. bei schneller sprechweise ist manchmal nur zeit zum schnellen nachatmen, nicht zum vollatmen.
dass man sich einmal verspricht, lässt sich nie ganz vermeiden. man verbessert sich aber nicht wegen kleiner grammatischer unrichtigkeiten. das lenkt zu sehr vom eigentlichen inhalt ab und macht den versprecher grösser als er ursprünglich war.
das menschliche gehirn ist eine grossartige sache: es hört keinen moment auf zu arbeiten – bis man sich erhebt, um eine rede zu halten. redehemmungen sind aber auch beim geübten redner das natürlichste der welt.
die ständige übung des gedächtnisses ist für den redner gold wert. das gedächtnis kann erfahrungsgemäsz durch drei mittel gestärkt werden:
(1) konzentration und gesteigerte eindrucksfähigkeit,
(2) gedankenverknüpfung und gedächtnis-/ eselsbrücken,
(3) wiederholung.
die gedächtnismäszige anordnung einer rede bewährt sich.
(1) prägen Sie sich den grundgedanken dessen ein, was Sie sagen wollen,
(2) gliedern Sie mehrere gedanken nach einer art innerem grundriss.
eine gute konzentrationsübung ist, die rede quasi im zeitraffer an sich vorbeiziehen zu lassen. das erzeugt eine bildhaftigkeit, die einen auch später noch stützen kann.