… er bestellt Gurkensalat! Mehr zur Ausstellungseröffnung, der Präsentation und anschließendem Nachsitzen der flugschrift-Redaktion mit Gästen sowie dem Megaphongedicht gibts hier.

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in der sommerausgabe von DAS MAGAZIN, einer bunten, seit 1924 bestehenden kulturbroschüre, gibts ein gedicht von Crauss: liebhaberzählen. also, was man so macht, wenn wegen corona sämtliche keller aufgeräumt sind und entsprechende leichen wiederauftauchen.
das magazin leeren ist freilich ein anderes, nämlich ein einhandthema, das sich aus dem liebhaberzählen ergeben mag …
Hasune El-Choly liest ein Detail aus Crauss’ Gedicht ACH, DIE TAGE, erschienen 2018 in DIE HARTE SEITE DES HIMMELS.
An dieser Stelle sei nochmals auf den Youtube Crausskanal hingewiesen. Virale Poesieclips zu aktuellen Themen, Crauss als Trend-Queen sowie Andere, die fröhlich herumcraussen … Viel Spaß!
Jürgen Drewes, Lehrer am Bischöflichen Clara-Fey-Gymnasium in Schleiden, hat mit seinen Q2-Schülerinnen ein beeindruckendes Video zu meinem Gedicht DIE ANGST IN PERSON (aus LAKRITZVERGIFTUNG) gedreht.
“Moderne Gedichte visualisieren” war das Anschlussthema zur Unterrichtsreihe „Unterwegs sein – Lyrik von der Romantik bis zur Gegenwart“. “Es war eindrucksvoll mitzuerleben, wie engagiert, mit wie viel Herzblut und wie motiviert die Schülerinnen die Umsetzung (Inhalte, Location, Licht, Ton, Symbolik, Betonung des Textes, usw.) der von ihnen erarbeiteten Aussagen des Gedichts diskutierten und schließlich realisierten”, schreibt Drewes auf seinem Blog.
… so lautet der titel des Crauss-poems, das neben Thomas Böhme, Sulamith Sommerfeld, Peter Pessl in der aktuellen ausgabe 27 der zeitschrift DAS GEDICHT abgedruckt ist: Eine umfassende aktuelle Bestandsaufnahme der deutschsprachigen Naturlyrik im 21. Jahrhundert. 200 neue Gedichte beleuchten das Mit- und Gegeneinander von Menschen, Tieren und Pflanzen in einer Zeit, in der die existenzielle Balance zwischen den Lebewesen so gefährdet ist wie selten zuvor. Dichter an die Natur!
Matthias Fallenstein entdeckt in DIE HARTE SEITE DES HIMMELS in seiner rezension aus ausgabe Nr. 77 von Am Erker Zeitschrift für Literatur “trostlose männer-helden”, an deren schicksal wir erkennen: “man stößt nirgends auf bloße sexualität, etwa als naturtatsache, sondern immer auf ein gesellschaftliches regelwerk, in dem sich reale beziehungen bewegen (müssen). genau so stellt Crauss die sache vor, und er erhebt nirgends den anspruch, als ein unbeteiligter beobachter außerhalb zu stehen.”
viel spaß macht Fallenstein die beziehung zum werk Friederike Mayröckkers. “zu welchen kämpfen, zu welchen lüsten man sich mit Crauss, der sprache Friederike Mayröckers folgend, sie abstoßend und dann doch wieder einholend, mitreißen und verführen lassen kann, macht ein besonderes vergnügen der lektüre dieses leidenschaftlichen buches aus.”
Die neue, inzwischen 11. Ausgabe der Versnetze ist draussen. Die Versnetze sind eine jährlich von Axel Kutsch edierte Anthologie für zeitgenössische Gedichte im deutschen Sprachraum und meiner Einschätzung nach das mittlerweile wichtigste Überblicksmedium in diesem Bereich. Versnetze_elf versammelt, nach Postleitzahlen sortiert, deutschsprachige Lyriker der Gegenwart und erscheint im Verlag Ralf Liebe.
Sehr stolz kann ich vermelden, das gleich zwei meiner Gedichte dabei sind: blut und bier beschreibt eine Parade der Almighty Disciples im Chikago der 1930er Jahre, steppenwirtschaft (vormals aus ALLES ÜBER RUTH) den Umgang kasachischer Bauern mit Weltraummüll.
In der Anthologie sind weiterhin vertreten: Matthias Engels, Ron Winkler, Achim Wagner, Florian Günther, Thomas Böhme, Stefan Heuer, Manfred Hausin, Gerrit Wustmann, Lütfiye Güzel, Theo Breuer, Safiye Can u.v.a.m.
die in taipeh herausgegebene, internationale literatur-zeitschrift ASYMPTOTE nennt als selbst gestecktes ziel: to unlock the literary treasures of the world. to date, our magazine has featured work from 105 countries and 84 languages, all never-before-published poetry, fiction, nonfiction, drama, and interviews.
internationale und renommierte autoren haben teil, in der sommerausgabe 2017 auch Crauss mit sechs gedichten aus SCHÖNHEIT DES WASSERS, ins amerikanische englisch übersetzt von Mark Kanak, sowie einem audio des gedichts crepusculum.
crepusculum. von unten leuchten die sterne; das ufer
ein halbmond. in der überschau: schlafende stadt,
eine schnurgerade doppelbarriere im zwielicht.
grenzhunde bellen, die nacht ist lebendig. heute atmet
die erinnerung bloss noch das salz in der luft. das blut
ist behutsam verblichen.
1
Peter Geist findet negative beurteilungskriterien, wenn es um gedichte geht: klischeereiches ( = unauthentisches) zeitgeistgestöhn, pseudopoetische bebilderung von thesen, stilposen und die soundsovielte imitation eines traklgedichtes.
2, die unschärfe loben:
überraschendes, fesselndes entsteht durch das herausreissen der dinge aus ihren geläufigen zusammenhängen, sagt Walter Benjamin; durch eine bewusst gewordene/ gezielt herbeigeführte unschärfe im welterleben (eine sehschwäche, das verlesen, missverständnise), so Jan Wagner entsteht eine präzision der vorstellungskraft, durch die selbstverständlichkeiten neu entdeckt werden.
das gehirn verknüpft/ assoziiert bei einem „denk“fehler zwar falsch, aber doch naheliegend.
3
was ich von einem gelungenen gedicht erwarte? dass es mich überrascht, fesselt, befremdet, dass es mich entdecken lässt: so, genau so etwas noch überhaupt nicht gesehen/ erfahren/ bedacht zu haben. dass sich die unbedingtheit des sprechens überträgt. das konzentrierte gegeneinander der worte, ihre berührung, umschlingung, ihr abstossen voneinander.
würden wir bei einem gereimten gedicht das jeweils nächste wort mit sicherheit voraussagen können, wäre das gedicht langweilig. ohne den aufbau einer erwartungsspannung würden wir nicht weiterlesen.
das wertkriterium verlangt, dass literatur nicht langweilig, sondern originell sei. das kann bei gedichten eine sprachliche schönheit sein, die spannung einer erzählung (wie geht sie aus) oder die geweckte neugier auf einen erkenntnisgewinn (was will mir ein experimenteller/ handlungsloser text vermitteln).
reibungen und härten sollen nicht vorhersehbar sein.
gott, hatte ich diesen kerl lieb!
nach den ersten minuten wollte ich ihn
berühren, ich stellte mir vor, wie umständlich
dieser grosse mund zu küssen sei, die blanken,
weissen zähne zu spüren. nein, ich wollte ihn
ausziehen, sein geschlecht sehn, es betrachten,
mir vorstellen, wie ihr zwei wohl
in einer so geraden, kalten wohnung wie dieser,
wie ihr euch geliebt hattet, wie er sich
schlagen und befriedigen gelassen hatte
von dir,
wie er genösse, gepeinigt zu werden. ich
stellte mir vor, wie er schrie. wer liebte wen mehr.
wie er vor wut schrie und tobte — aber die zwei
minuten bis dahin konnte ich ihn und seine
lieblose einrichtung nicht ausstehn, er brachte
kein wort raus und sagte zuviel. ich wollte ihn
hinauszerren, ihm die klappe verbieten, den mund
mit den vollen lippen schlagen und befriedigt
sehen, dass er im park draussen, unter den bäumen
eine gute figur machte, mit zwanzig den bauch
eines sechzehnjährigen, mit dreiundzwanzig
ganz jugendlich dastand. nur diese wohnung
mit ratgebern im regal wollte ich kleinschlagen,
anzünden. allgemeinwissen: er war dein
liebhaber gewesen. mein gott, ich hatte ihn gern!