die formulierung des themas muss anziehend sein, ohne marktschreierisch zu wirken. besser als der titel „die machtergreifung des nationalsozialismus“ wirkt zb. die frage: „wie kam hitler an die macht?“ „die anschaulichkeit ist das fundament aller erkenntnis“ (Pestalozzi); anschaulich sind charakteristische einzelheiten, abstrakt dagegen summarische zusammenfassungen. vor allem zahlen sollte man […]
SCHÖNER SCHREIBEN
ebenso wichtig ist das überarbeiten des fertigen texts. bei der gesamtkontrolle stellt man fest, dass dieses und jenes doch nebensächlich ist und weggelassen werden kann: „dreiviertel meiner ganzen literarischen tätigkeit ist überhaupt korrigieren und feilen gewesen.“ (Th. Fontane) vereinfachen Sie formulierungen, die zu hochgestochen oder abstrakt wirken. bedenken Sie: Ihr […]
nehmen Sie sich zeit, arbeiten Sie systematisch: (1) finden Sie heraus, was überhaupt zu sagen ist. (2) sammeln Sie stoff und (3) gliedern ihn, ordnen Sie den stoff aber auch mit witz (effekt); verknüpfen Sie einzelheiten zu einem (4) gedankenfluss, formen sie diesen dann (5) stilvoll aus, sodass das gesagte […]
ein routinierter erzähler/ schreiber wird versuchen, sich schon vor beginn des erzählens/ schreibens ein erzählgerüst herzustellen, an das er sich halten kann – eine gedankenordnung, die seinem text richtung und ziel gibt. das textkonzept kann aus stichworten bestehen oder einem abstract/ fliesstext, der die handlung zusammenfasst.
Die SelbstVERSuche des Hauses für Poesie Berlin erkunden diesjahr die Aktualität und historische Kontinuität queerer Lebensstile in der Poesie. Bereits in der persischen Ghaselendichtung war die homoerotische Liebe fast das einzige amouröse Thema, von Shakespeare bis Stein, von Rumi bis Dickinson haben große DichterInnen viele ihrer schönsten Gedichte dem eigenen […]
nichts was Sie sich ausdenken wird so haarsträubend sein wie das, was Sie von anderen menschen erzählt bekommen. [W.G. SEBALD]
ich könnte Ihnen etwas von random-elementen in meinen texten erzählen und dass ich mein wortmaterial auflade, atomisiere, deformiere, dass ich collagen… mache, dass ich verba substantiviere, substantiva verbalisiere, dass ich eine armee von satzzeichen einsetze, um sie attackierend, lockend, besänftigend [verzögernd] funktionieren zu lassen, dass ich wiederholungen verwende, vor allem […]
die formulierte welt mit halbem ohr hören, und so das zeremonium verquer stellen, heisst doch wohl: die welt anders zusammensetzen, sie schräg von unten oder halbwegs links von oben sehen – heisst doch wohl: in diesem moment einmal wieder sehen. [ERNST JANDL]
schreiben heisst, bisher unerhörte/ nicht gesehene dinge zu entdecken. geht es nicht darum, besteht kein anlass zu schreiben. sei unbedingt experimentierfreudig – aber lass den leser an deinem experiment teilhaben. schreibe über obskure dinge, aber sei nicht selbst obskur. [W.G. SEBALD]
ich schalte, um meine maschine in gang zu bringen, auf erinnerungspunkte irgendwelcher vergangenheit, bringe dadurch etwas ganz intensiv in die mitte meines bewusstseins, wo es lebendig dasteht, zu sehen, hören, riechen, betasten, und in einer eigenbeweglichkeit, die es aus dem zustand des eingebettetseins in einen erinnerungsablauf befreit. [F. MAYRÖCKER] nicht […]
form 3 vermeiden Sie adjektive; sie blähen eine geschichte allzu sehr auf, wo man mit starken verben ebensoviel erreicht: er verschlang die nudeln statt er aß laut und ungeduldig die nudeln
form 2 lange sätze bewahren Sie davor, andauernd die figur beim namen zu nennen (Gertie tat das, Gertie fühlte jenes). andererseits kann sich eine noch so banale handlung leicht in zu langen sätzen verheddern. benutzen Sie das wort und so selten als möglich, versuchen Sie, sätze variantenreich zu verbinden.
form 1 machen Sie unbedingt absätze. kleine happen lassen sich besser verdauen. auf einer grossen, einheitlichen textfläche gleitet das auge aus – und aus dem text heraus.
achten Sie darauf, ein unmotiviertes oszillieren der erzählzeit zu vermeiden. wenn Sie in der vergangenheitsform beginnen, sollten Sie auch mit ihr enden. tempuswechsel können sinnvoll, müssen aber motiviert sein. ein (befristeter) wechsel von präteritum in präsens kann einer story mehr geschwindigkeit/ „näheres dransein“ an der aktion verleihen (zb wie bei […]
dialekte macht aus normalen wörtern eine andere, seltsame sprache (zb. ‚Jessas’ für ‚Jesus’). [W.G. SEBALD]
erzählen Sie mehr, aber formulieren Sie weniger! jeder satz für sich genommen sollte etwas bedeuten. eine schrift sollte nicht den eindruck vermitteln, dass der verfasser poetisch sein wollte. [W.G.SEBALD] es bedeutet etwas anderes, ob eine frau sagt ich bin schwanger, oder ob sie sagt: ich bekomme ein kind – und […]
seltsame begebenheiten sind interessant für die handlung [W.G. SEBALD] es ist stets befriedigend, beim lesen einer geschichte etwas zu lernen. Dickens hat das eingeführt: der essay brach in den roman ein. dennoch sollte man „fakten“ im roman nie trauen – sie bleiben, trotz allem, fiktion. [W.G. SEBALD]
es gibt zwei möglichkeiten, eine handlung zu entwickeln: erst existiert die story, dort hinein wird die figur geschrieben. sie entwickelt sich sozusagen an der handlung entlang (zb Rocky: ausgebrannter boxer erhält die chance zum comeback) zunächst existiert eine figur, aus deren charaktereigenschaften/ konflikten mit der umwelt sich eine handlung ‚ergibt’
in einer geschichte kommen meist zwei arten von handlung vor: eine physische aktion (zb. ein diamantenraub / eine verfolgungsjagd); andererseits aber auch eine emotionale aktion, die sich aus der physischen speisen oder sie bestimmen kann. wie geht es der figur, was denkt sie ohne es zu äussern?
das äussere leben speist sich aus dem inneren leben und aus einer backstory wound (schlagen Sie den begriff in einem lexikon für filmbegriffe nach): etwas, das der figur vormals geschehen ist, nicht erzählt wird, sondern aus dem erzählten geschlossen werden kann und ihr handeln oder denken bestimmt. „man denke etwa […]
das (von anderen figuren sichtbare) äussere leben wird in der erzählten story vermittelt. was man einer figur maximal zumuten kann, hängt unter anderem von der art des textes ab. die fallhöhe einer handlung (mehr staffage als story/ unrealistischer verlauf) vergrössert sich, je mehr man seinen figuren zumutet.
die figur hat ein inneres leben, auch wenn der text nicht explizit davon spricht. sie hat eine vorgeschichte von ihrer ‚geburt’ bis zum beginn der erzählten story; diese biographie formt ihren charakter!
das wetter ist durchaus nicht überflüssig in einer geschichte (W.G. Sebald). es kann das gemüt der figur beeinflussen oder eine handlung verstärken/ unterstreichen (wie zb. in Karen Duves regenroman) oder James Lee Burkes mississippi jam: »es war ein merkwürdiger tag auf dem meer gewesen. der wind kam heiss und trocken […]