SALZ und FARBE. Ein Seestück von Crauss.

2011 hatte Chris Zintzen dazu aufgerufen, Literatur als Radiokunst zu begreifen und ausschließlich unter verwendung der eigenen Stimme ein fünfzehnminütiges Hörstück zu produzieren. Crauss entwickelte das Seestück zum Hören, SALZ und FARBE, mit der Unterstützung von Martin Leitner im ORF-Studio Wien.
Nach einigen Airplays ist der Nonstop-Mix auf der Schnittstelle zwischen Literatur und Beat jetzt endlich auch zum Download auf Bandcamp verfügbar!

Die Stimme macht Stimmung: Ein Paar, das sich liebt, aber abgestoßen wird wie zwei Möwen vom Wind. Es sind Männer, von denen es zwei oder drei in jedem Hotel jeder größeren Stadt jedes verdammten Erdteils der Welt gibt. Aus der harten Seite der Nacht wird ein Refrain, eine seit alters tradierte Disko: Buenos Aires, Bielefeld, Bonn  – “Wenn ihr wirklich tanzen wollt, geht doch ins Carpe!”

Crauss auf Bandcamp

Und aus den für SALZ und FARBE verwendeten Texten wurde später ein Buch: Wer die Geschichte einer Jugend, die nicht enden will, nachlesen möchte, greift zur HARTEN SEITE DES HIMMELS !

p’tag. p’tag. p’tag. Papptag. Die Zutaten zu einem großartigen Tag am Strand sind Sandburgen, Softeishörnchen und ein schrottiger Transvestit mit Sonnenschirm. Die Zutat zu sämtlichen Soundeffekten, Beats und Interferenzen in SALZ und FARBE ist allein Crauss’ Stimme. Nicht mehr. Crauss’ Stimme: ein einsamer Heimkehrer, aber auch: eine volle, halbvolle Kneipe. Auf der Kehle und in den Beugen sammelt sich Schweiß  – die Rede ist von der schwülen Luft im Landesinnern. Von hier aus / kehrt man nicht wieder!

 

 

Share
SALZ und FARBE. Ein Seestück von Crauss.

schreiben heisst vergessen

Als Helmut Schranz im September 2015 starb, starb mehr als er. Nicht nur verlor die österreichische Literatur eine bedeutende (und bedeutend egalitäre) Stimme der, sagen wir, letzten Generation von in Sprachskepsis/Sprachkritik wurzelnder Kunstliteratur – Helmuts Freunde verloren einen Freund. Die Gruppe perspektive verlor mit ihm einen einen integralen Bestandteil; die Selbstverständlichkeiten, aus denen heraus die Zeitschrift dieser Gruppe davor produziert wurde – etwa die Gruppenidentität selbst, oder der fortgesetzte Austausch zwischen „avancierender“ und betriebskritischer Position, den Helmut katalysierte –, waren nicht mehr selbstverständlich.
perspektive 124 widmet sich dem Freund. Crauss hat einen Text beigetragen.

schreiben heisst vergessen. wie hiess dieser schnaps, von dem keiner mehr wollte, also ich mir den rest nahm? ein ordentlicher schweinsbraten, ein kurswagenübergang: die oberflächen sind wichtig. es ging um gedichte, mir geht es immer um sie. auch jetzt. der mann, der den ton angab, kannte gedichte nicht oder gab vor, keine zu kennen. das schadete niemandem. im gegenteil, manchmal nämlich bleibt von einem hübschen poem nur der sprung in der zeile tunt sprung in der zeile tunt sprung in der zeile tunt sprung dann gebe ich als lyriker gern meine form auf zugunsten der wirkung. des inhalts? zerfällt nicht der inhalt mit aufhebung der form wie ein zu trocken gebackener kuchen? es gab keinen kuchen zum nachtisch. überhaupt: bis ins tivoli musste ich jammern und selbst dort gabs kein eis, nichtmal kuchen. eine pizza wollte man teilen mit mir, nochn bier, nochn bier, das war mir lieber.

was also war graz? graz war echt. wie gear’et dir da? och, ganz echt. aufs siegerland kommen wir beim nächsten bier (oder schweinsbraten) oder in der obersteiermark bei einer runde schnaps. die oberflächen sind wichtig.

Share
schreiben heisst vergessen

Der Blindflug des Bewusstseins hat keinen Piloten

Thorsten Ries, Assistant Professor im Fachbereich Germanistik der University of Texas at Austin, beschäftigt sich in einer aktuellen Veröffentlichung mit zwei Crauss-Gedichten aus DIE HARTE SEITE DES HIMMELS.

Das Prosagedicht pagefile.sys und das in freien Versen gehaltene Gedicht blackbox des Siegener Dichters Crauss, nebeneinander veröffentlicht in der Sammlung Die harte Seite des Himmels (2018), handeln vom Schreiben – genauer gesagt: vom Schreiben auf digitalen Medien und von einer digitalforensischen Schreibszene.1 Die beiden Gedichte bilden zusammen eine dialektische Struktur: In pagefile.sys spricht das Sprecher-Ich von einem Blindflug des Bewusstseinsflusses, der sich auf einer »speicherkarte«, »irgendwo in einer auslagerungsdatei« »verliert«. [pagefile.sys] ist eine flüchtige Speicher-Auslagerungsdatei auf Windows-Computern, Speicherkarten sind diejenigen heute allenfalls noch in Kameras gebräuchlichen Wechselspeicher, die ein jeder schon einmal irgendwo verlegt, verloren oder verzweifelt gesucht hat, als sie noch gebräuchlich waren. Der Blindflug des Bewusstseins hat keinen Piloten (»gott weiss, wohin wir als nächstes verweht werden. wozu also brauchen wir einen captain«) und führt zu keiner dauerhaften Aufzeichnung, oder zumindest

“Die Datei [pagefile.sys] ist eine so genannte temporäre Speicher-Auslagerungsdatei auf Windows-basierten Systemen. Sie dient dazu, zu große Dateneinheiten aus dem Hauptspeicher auf die Festplatte auszulagern (›virtueller Speicher‹, Swap-Datei), um das System stabiler und effizienter zu machen, so Ries. [pagefile.sys] ist flüchtig, weil sie ständig mit neuen Speicherinhalten überschrieben und regelmäßig gelöscht wird.”

Die beiden Gedichte von Crauss sind ein Anhaltspunkt für das unter Autor:innen inzwischen weit verbreitete Bewusstsein für die Besonderheiten des literarischen Schreibprozesses im digitalen Medium.

Das Buch Hybride Textgenese und digitale Forensik. Philologische, textgenetische und digitalforensische Modellstudien zum literarischen Schreibprozess bei Thomas Kling und Michael Speiergeht der Frage nach, wie Autor:innen der digitalen Gegenwartsliteratur ihre Arbeitsmethoden an digitale Schreibumgebungen angepasst haben, welche Hybridisierungen des Schreibens […] sich dabei unter einem textgenetischen Blickwinkel ausgebildet haben, und welche Herausforderungen sich aus der historischen Materialität” der Produktionsmittel ergeben.

Share
Der Blindflug des Bewusstseins hat keinen Piloten

Weißabgleich

Weiß kann blenden, überformen, große Wucht entfalten, kann gespenstern, schmerzende Akzente setzen, trügerisches Weichbild sein. Man kann davon angefallen werden (Paul Celan), unter seinem Einfluss „in die Irre gehen“ (Günther Grass). Weiß kann für Trauer stehen, für das Vergessen, selbst für die Zeit (in einem Gedicht von Rose Ausländer ist sie das Weißeste). Es kann somnambul Erfahrenes markieren (siehe „All die weissen Schlafe/ Meiner Ruh“ bei Else Lasker-Schüler), auf Unausdeutbarkeit verweisen bis hin zur „Gischt des Nichts“ (Hans Arp).

„Weiß ist sehr gut“, wie uns Ernst Herbeck wissen lässt, man kann damit Gewissheit torpedieren. Ron Winkler hat mit Weißabgleich eine spannende Anthologie zum Thema herausgegeben – und Crauss ist zwischen zwei Trakl-Gedichten mit einem “weißen Akt” darin vertreten.

Share
Weißabgleich

sakkoartige zeilen – craussgedicht in der “geste”

Die Geste ist auf Ihre Art mit der Verbindung von Lyrik und Kalligrafie eine einmalige Zeitschrift. Jede Ausgabe umfasst ca. 40 bis 50 großartige Gedichte von bekannten und auch weniger bekannten Dichtern*. Die Geste ist aber auch ein eigentlich unmögliches Projekt. In einer Ausgabe stecken mittlererweile ca. 1 Jahr und knapp 2.000 Stunden Arbeit. Der großartige Silvio Colditz hat Crauss’ Gedicht TWEED aufgenommen und zu einem beeindruckenden textteppich verwoben.

Share
sakkoartige zeilen – craussgedicht in der “geste”

Crauss – Der Film

Der Berliner Videograph Hans-Gerd Pyka hat Crauss besucht und dei Tage lang zuhause in Siegen begleitet. Pyka zeigt Crauss’ Alltag und unterhält sich mit ihm übers Schreiben-Leben, wie es dazu kam und was daraus entsteht. Sehenswert! Den Film gibts ab sofort hier.

Share
Video

Leben erzählen: Knackiger Selfie-Workshop


Du willst endlich einmal ein paar Geschichten aus deinem bewegten Leben aufschreiben? Du stehst an einem Punkt in deinem Leben, an dem du dich neu ausrichten und anders orientieren möchtest?
Crauss bietet jetzt in der bereits etablierten Werkbuch-Reihe einen Selfie-Workshop zum BIOGRAPHISCHEN SCHREIBEN: Gewohnt lässig moderiert sich der erfahrene Kursleiter nicht nur durch dreißig Schreibübungen, sondern erläutert anschaulich, wie wichtig es dem Mensch zu allen Zeiten war, Leben aufzuschreiben. Die “Kurze Geschichte des (auto-)biographischen Schreibens” macht auch dir Lust am Selbst-Entdecken, Ausprobieren, Anekdoten zu notieren oder einfach zu resümieren, was dir wichtig ist, ohne überfordert zu werden von der Überlegung, wo man denn überhaupt anfangen soll.
Mit der Freude an der Selbsterfahrung können das Einnehmen von optimistischen Perspektiven sowie die Schärfung der Formuliergabe erlernt werden. BIOGRAPHISCHES SCHREIBEN kann unterstützend zu anderen therapeutischen Maßnahmen wirken und funktioniert hervorragend als Ergänzung zum Kurs Vogue! Pose! Selbstbewusstes Schreiben.

wo will ich hin?

Share
Leben erzählen: Knackiger Selfie-Workshop

DIE GRIECHISCHEN GEDICHTE: Last Minute für die Ewigkeit


“Auch ich in Arkadien!” – Crauss hat vermieden, das laut auszurufen, während er im Sommer 2023 über den Peloponnes reiste. Die griechische Halbinsel strotzt vor karger Wildheit, beeindruckenden Nischen in der Natur – und natürlich ganz historisch gewordener Historie. Crauss hat Gedichte geschrieben. Über Athen, Korinth, Nafpaktos. Über das wuselige Treiben im Hochsommer. Über die Nachsaison-Depression der Urlaubsorte. Kurz: über Hellas at it’s best.

Das kleine HANDbuch ist einfach, aber liebevoll gestaltet. Jedes Exemplar nummeriert und handcoloriert, gleichzeitig für einen Inflationspreis von 5 Euro + Versand beim Autor direkt zu beziehen.

Share
DIE GRIECHISCHEN GEDICHTE: Last Minute für die Ewigkeit

schwupp schwupp machen

wie nennt ihr es, wenn ihr euch der selbstliebe widmet?
eine ein-mann-party veranstalten, die palme wedeln, schwupp schwupp machen?
und wie sagen eigentlich die frauen? die wände streichen, die perle polieren?

Crauss macht sich so seine gedanken im neuen jahrbuch der erotik: frisch erschienen im konkursbuchverlag ist mein heimliches auge xxxviii – eine grossartige, bunte und vielfältige mischung aus fotografien, zeichnungen und texten über das greifen und begreifen von liebe, lust und leidenschaft. explizit, manchmal versaut, aber nie anrüchig. und deshalb ist Crauss froh, mit DAS MAGAZIN LEEREN an der anthologie des renommierten und seit 45 jahren umtriebigen verlags beteiligt zu sein.

Share
schwupp schwupp machen

MOTORRADHELD – lieber direkt beim Autor bestellen

Im 2009 erschienenen MOTORRADHELD versammelt Crauss auf über 300 Seiten verrückte Stories, Erinnerungen und Remixes bekannter Texte, egal, ob es sich um eine Gesprächsnotiz, Kurzgeschichte, fingierte Zeitungsmeldungen, Essays oder Montagen handelt. Bei all den Formen und Variationen haben die Texte eines gemeinsam: Sie sind voller Kreativität, Tiefe und umwerfender Komik.

Sucht der kulturinteressierte Schnäppchenjäger von Heute online nach Büchern, kann es vorkommen, dass er in diversen (Online-)Antiquariaten auch auf dieses Prosawerk stößt. Eine gute Wahl, die man ja eigentlich nicht bereuen kann – sollte man denken. Doch Vorsicht sollte beim Onlinekauf die oberste Priorität sein. Und wenn ein Preis mit einer simplen Suche schon so einfach verglichen werden kann, sollte man sich fragen: warum mehr als 40 € für ein Evil Knievel-Buch ausgeben, das man beim Autor selbst für nur 18,90 € bekommen kann?

Mühe und Ärger kann man sich glücklicherweise sparen, wenn man das Buch direkt bei Crauss bestellt. So unterstützt man außerdem den Schriftsteller selbst, statt einen Händler zu bereichern, der scheinbar meint, seine „leichten Gebrauchsspuren“ heben den Wert auf mehr als das Doppelte vom Originalpreis an.

– Pascal Theile –

Share
MOTORRADHELD – lieber direkt beim Autor bestellen

Große Geste, feine Texte

Silvio Colditz kalligraphiert Crauss.

»Sei einfach du selbst!« Das wird gerne gesagt. Aber woher wissen wir denn wer wir sind? Wie viel von uns steckt wirklich in dem Wort ›Ich‹? Und in welchen Verhältnis stehen wir zu anderen Menschen und dem Rest der Welt?

Neben anderen Autoren* wie zum Beispiel Carl-Christian Elze, Jayne-Ann Igel, Sascha Kokot, Steffen Marciniak und Gabriel Wolkenfeld stellt sich Crauss diese Frage in einem normbrechenden, herausstechendem, einzigartigen Gedicht mit dem Titel die städte reissen alles mit ihrem lauf. Er bereist das Spektrum unseres Ichs als »kleines korn sand am strand einer tosenden see« durch die »schwankungen fliessender ideen« bis hin zu den »siedlungen aus angst«.

Die kalligraphische Begleitung ist dabei ein Tor, mit dem die Texte betreten werden können um dort den Geheimnissen des Seins auf den Grund zu gehen. Zusammen mit seinem Text ermöglicht sie es, neue Wege zu erkunden, die zum Selbst und den Nächsten führen.

Die Kalligraphie zeichnet seinen Text zweimal ab. Einmal als kompakten, silbergoldenen Abschnitt, wie die Schatzkiste, in der wir unser ›Ich‹ gedenken zu finden. Darum herum ist er aber nochmal in lockeren, geschwungenen Buchstaben, aussehend wie Vögel, die die unser gedachtes ›Ich‹ umkreisen.

Jetzt in der Zeitschrift Die Geste. Kalligraphische Bibliothek der Poesie, hg. von Silvio Colditz, Frühjahr 2023.

—Katharina Kappen—

Share
Große Geste, feine Texte

lange nichts gehört? und weihnachten so weit?

… kein problem. wer mehr will, kriegt mehr. und zwar in kürze live eingelesen auf Crauss’ instagram-profil die_ewige_enke.

mit sound und verve gibts mehr auch nach wie vor online auf dem weihnachtssampler des aachener indie-labels MODUL8.
2008 erschien die platte, die neben dem mix von Jörg Meyer auch perlen von elektrowilli & sohn oder alphawezen enthält. viel spass!

Share
lange nichts gehört? und weihnachten so weit?

drei siegener sagen: prolog!

gerade ist die derzeit beste kunst- und literaturzeitschrift auf dem deutschsprachigen markt mit einer neuen ausgabe erschienen. prolog #21 versammelt beiträge zum thema strukturen.
mit dabei: drei siegener künstler verschiedener sparten. Andrea Freiberg, der neu-siegener Peter Wawerzinek sowie Crauss verfolgen jeweils ganz eigene ansätze, strukturen zu wandeln, zu bekämpfen und überhaupt sichtbar zu machen.
in prolog #7 war Crauss mit uranus II dabei, jetzt erscheint die erweiterung uranus vier (jinn pogy im nebel).

dass das heft für zeichnung und text eins der spannendsten der zeitschriftenlandschaft ist, liegt aber nicht ausschliesslich an immer wieder wertvollen beiträgen, deren urheber sich oft als ausprobierende verstehen. die qualität von prolog liegt eindeutig auch in dem geschick, mit dem Dorit Trebeljahr und Anton Schwarzbach text, zeichnung und texturen in beziehung setzen..

Share
drei siegener sagen: prolog!

KulturFlecken-Weg: Vogelhaus-Lyrik von Crauss

Passend zu Crauss Waldweg-Installation EIN HÄUSCHEN IM GRÜNEN stellt der Freudenberger KulturFlecken Silberstern e.V. auf seinem Youtube-Kanal ein Audio mit Texten zur Verfügung, die auch vor Ort über einen QR-Code abzurufen sind.

In jedem der Vogelhäuschen findet man mindestens zwei unterschiedliche Texte: Durchs Guckloch (vergittert, damit nichts Unpoetisches drin nistet) kann man ein Waldgedicht lesen, aus der Schublade lässt sich ein weiteres für die Wanderung oder als Postkartengruss entnehmen.

Das Erklär-Video unten zeigt, wie’s geht.

1) zielstrebig dem wald zu 2) landschaft in spe (swirling loneliness version) 3) schonzeit (swirling pastoral mists)
Share
KulturFlecken-Weg: Vogelhaus-Lyrik von Crauss

KulturFlecken-Weg: Kunst im Wald – und EIN HÄUSCHEN IM GRÜNEN

Es gibt ab sofort einen schönen neuen Ausflugstipp fürs Siegerland: Rund um den Kern des historischen Fachwerkstädtchens Freudenberg verläuft ab 16.08.2020 der etwa 6,5 km lange KulturFlecken-Weg, den verschiedene Künstler* mit ihren Werken bereichert haben. Neben namhaften Kunstschaffenden wie Silke Krah, Andrea Freiberg, Bianca Torrado-Berner oder Herb Schwarz ist auch Crauss vertreten, und zwar mit einer Vogelhaus-Installation, die dem Wanderer ein kleines Textfutter mit auf den Weg gibt.

Mehr Infos zur Lage und Route des KulturFlecken-Wegs sowie zu den einzelnen Objekten gibts hier.
Wer direkt zu Crauss’ HÄUSCHEN IM GRÜNEN spazieren möchte, kann das mit folgenden Koordinaten: 50°54’07.5″N 7°51’08.9″E oder 50.902083, 7.852481

EIN HÄUSCHEN IM GRÜNEN, KulturFlecken-Wegpunkt Crauss-Installation


Share
KulturFlecken-Weg: Kunst im Wald – und EIN HÄUSCHEN IM GRÜNEN

das magazin leeren … oder: liebhaberzählen

in der sommerausgabe von DAS MAGAZIN, einer bunten, seit 1924 bestehenden kulturbroschüre, gibts ein gedicht von Crauss: liebhaberzählen. also, was man so macht, wenn wegen corona sämtliche keller aufgeräumt sind und entsprechende leichen wiederauftauchen.

das magazin leeren ist freilich ein anderes, nämlich ein einhandthema, das sich aus dem liebhaberzählen ergeben mag …

Share
das magazin leeren … oder: liebhaberzählen

Prolog 20 is out!

Prolog, das Heft für Zeichnung und Text erteilt eine Absage an die Lethargie und Gleichgültigkeit. Gerechte Kulturförderung in Deutschland? Absage. Kunst, die man sich erschließen muss? Absage. Aufgeben deswegen? Absage Absage Absage!

Das von Dorit Trebeljahr und Anton Schwarzbach initiierte Projekt bringt seit Jahren verschiedene Künste zusammen, nicht nur im Heft, sondern auch in Ausstellungen und Aktionen. Was VERSNETZE für die deutschsprachige Lyrik ist, ist Prolog fürs künstlerische Crossover!

Und was ist drin in # 20 zum Thema Absage (außer Crauss’ coverversion von Madonnas hung up) ? Hier kriegt ihr Klarheit. Und im ersten Teil des Vorworts nebenan auch. Klick klick …

Share
Prolog 20 is out!

born slippy/ drachen steigen underworld


deine stange. du bist dünn. deine dünnen flügel aus papier. deine dünnen flügel aus papier. im wind. schlag. deine sonne. flieg hoch. dein fenster bricht. deine stange. du bist dünn. deine dünnen flügel aus papier. zucker dose. zucker junge. geht rein. zucker dose. zucker junge. kerze in der hand. zucker junge. deine stange. du bist dünn. deine dünnen flügel aus papier. deine dünnen flügel aus papier. im wind. klappern. klappern. deine sonne. steig hoch. dein fenster ist im wind. zer brochen. dein markenzeichen grollt. dein zeichen flattert. klang körper. heimatlose bäume. sammeln sich. vor deinem fenster rufen schmuggel kinder. nach dir. und liegen zwischen fliegen rum. das fieber jenes sommers kommt. katzen sammeln sich vor deinem fenster. heimatlose bäume. schmuggel kinder rufen dich. lieben dich. liegen zwischen. liegen zwischen fliegen rum. du fliegst. fliegst hoch. deine stange. du bist dünn. deine dünnen flügel aus papier. steig rein. in deine sonne. steig hoch. schlag. schlag. dein fenster hat der wind. zer brochen. die sonne scheint. die sonne scheint. auf deinem markenzeichen. blauer bauch. deine stange. du bist dünn. deine dünnen flügel aus papier. klang körper klang körper klang körper klang kling klang körper kling klang kling kling dein ding. flattert. dein klang. grollt. zucker dose. zimt arsch. bleich bauch. schlag schlag schlag schlag schlag hoch. klang körper. klang.

da ist ein geräusch. auf der andern seite dieser mauer. ein vogel singt. auf der anderen seite dieser scheibe. fuss spurn. verborgen. stille wahrt eine stimme auf. ich geh im wind ans wasser ran. umspült fast meine füsse. hör dem stacheldraht zu. summt. und ein geräusch auf der andern seite. der mauer. ein vogel zwitschert auf der andern seite. der scheibe. fuss spurn. im verborgenen. die stille fesselt eine stimme. silber kette. gummi riemen. weg geworfen. flügel ab. gebrochen:

wow! lauf junge hunde junge dreckig tauber engel junge eingang junge sie war ein lippstift junge sie war ein schöner junge und tränen junge und alles in deinem innenleben junge du hattest hände junge mädchen eisen junge hattst chemiebaukästen junge und ich bin dir nah gekommen junge und du stöhnst bloss junge sagte sie sie sagte komm schon her komm her sie lächelte dich an mann. lass dein gefühl raus zieh nur die maske niemals aus mann zufall mann frau blond hoch spannend rennend rhythmus frau blond mann blond land blond frau mann spannend meine droge mann bist echt mann sprich mit mir mann hund dreckig tauber peitschenjunge machst dich nass mann riesig grosses ding mann saurer riese mann und eine grosse nummer mann und nummern nummern nummern nummern nummern nichts erinnern junge. magst meinen gummiprügel junge und wirst feucht wien engel. entgleist. du hast einen lila mund und bist so sukkulent junge saftig schimmernd schmutzig wunderbarer heisser junge telephondraht ich und Gott und alle auf der leitung und da kommt ein engel rein und schau mich an und deine mutter machte hockend in ein ubahn loch am einkaufszentrum und ich komme gerade frisch vom schiff und sprech sofort den blondsten an den ich finden kann ich ruf nach bier bier bier bier bier bier bier und nach dir junge ruf nach bier bier bier und gib mir jemand bisschen was zum schnupfen junge hunde junge weisses megaschnupfzeugs junge spass junge macht doch spass junge siehst ne menge dinge junge ruf nach bier bier bier bier bier und diesem weissen crack da zeig ich dir was alles so sehen kann und was man machen darf wenn man sich traut geh doch heim mann mama junge hallo mama mann die hats doch auch drin süsser schnee wind süsser winter süss im wind und mild im regen wind im winter

das telephon klingelt. sie sagt:

du fühlst dich nicht mehr an wie früher. süss im winter süss im regen. saftig. vor gebrauch gut schütteln sagte sie. so rührst du mich lang schon nicht mehr an. verbindung rein. empfänger aus. sie liess dich durch die hintertür rein. rausgefunden dass dir etwas fehlte an ihr. fühlst dich nicht mehr an. fahr ab fahr auf den rhythmen der mitternachtsbahn nach wannsee. kann sie folgen. reite die rhythmen. süss im winter süss im regen. drehst du deine runden. vor drei stunden noch war alles gut. so weit. so rührst du mich schon lang nicht mehr. nein. nein. verbindung leitung standkontakt. sie war eine leitung standkontakt zum locus communis wo jeder war wie jeder. zeit. brachte dich weiter. schwer gefasst was los war. regennass und schüttel mich sagst du du rührst mich nicht mehr an wie sonst du streichelst nicht wie früher her komm her der stecker steckt nicht mehr das radio spielt sie liess dich durch die hintertür für ein paar stunden schnurrtest auf den rhythmen die aus ihrem haus heraus warn durch die stadt bahn letzter zug nach wannsee wann sehn wir uns wieder drehtest deine heimlich heimlichen runden durch die stadt auf diesen schweren liedern wieder wissen wir nicht wann und ob und wann und überhaupt ob wir uns wiedersehn ich seh dich stehn am fenster denkst du mensch da dringen deine lieblingslieder raus und tragen mich ganz mild im regen bin so dreckig. und das licht es blendet mich macht meine augen blind. du bist so furchtbar schmutzig. und das licht es blendet deine hand. gut schütteln vor gebrauch doch du berührtest sie nicht mehr. dann mach das radio an und denk an mich ich liebe dich und wehe mit dem wind schwernass ach was schalts radio ein ich will dein äther sein und gleite auf den rhythmen durch die nacht zu dir. ich war beschäftigt telephonsex anzuhörn der durch die hintertür erschien. in deinem haus. in haut hautengen unterhosen. und die lichter blenden mich weit weg von dir ich ziehe wellen durch die stadt vor stadt vor langer zeit war uns kein weg zu weit zu uns und uns und uns und dir und mir und schlammnass sinke ich am strassenrand in meiner hand ein bild von dir und dreckig und die lichter blenden mich ich denk an dich und flieh vor dir und ziehe wellen und wir werden wellen wurden alle samt verrückt und tanzten. tanzten uns allein. meinen kick krieg ich wos leben nur ein augenblick ist. meinen nervenkitzel bis zum kurzschluss in der stadt. im stadtbahntakt. das licht macht meine augen blind. und ich fühl mich schmutzig. und das licht und fühl mich so erschüttert. da geht Gott auf krücken. und da kommt ein neuer Gott. da kommt ein neuer Gott wie ubahngrollen mit dem duft von zimt und einer violetten zunge und ganz leicht angezogen einem hokuspokus aus pixeln. und ich hatte telephonsex alle hände voll zu tun und süsser winter süss im wind und schwerrnass pfützenspass um über die leere in meinen lieblingsjeans hinweg zu kommen. und ich krieg aufs maul. gefriergetrocknet. krieg aufs maul krieg meinen kick für einen augenblick das licht verbrennt mir meine augen. und ich fühl mich dreckig. da geht Gott auf krücken. und ich werde nicht verrückt. ich werde nicht verwirrt sein. sie haben mich verwirrt allein gelassen ich werde nichts anfassen nichts anfangen nicht verrückt mit einem andern mann. ich kann bis heute nicht begreifen was mich trieb ich lieb dich doch ich lieb dich noch ich wollte doch nur sehn wie sich das anfühlt aufgewült die stadt umspült mich spült mich an den rand ins vorland strand nass regensüss im winter habe nicht gewusst geahnt das hat mich umgehaun. für einen augenblick den kick auf kanal acht. die qual der wahl. erleichter dich. hör auf deine augen sagte jemand. aber alles was ich sehen konnte war Doris Day auf einer riesigen satellitenleinwand wie sie mit Schleudertrauma Tom dem autoknallkopf in der ubahnröre am nollendorfplatz verschwindet. und das licht verbrennt mir die augen. und das licht verbrennt mir die augen. meinen kick für einen augenblick auf kanal acht. und es wird nacht. schnee. flimmern
. . .

Crauss: MOTORRADHELD. prosa. klagenfurt/wien: ritter verlag 2009
Share
born slippy/ drachen steigen underworld

Ein Zirpen in der Kiefer – und die Bienen halten die Uhren auf

Viel wird über die Natur, ihre Schönheit, aber auch ihre Erschöpfung geredet, doch wie lässt sie sich in der Dichtung einfangen? Mehr als 100 zeitgenössische Lyrikerinnen und Lyriker geben ihr in neuen Naturgedichten eine Stimme. Anton G. Leitner hat eine Sammlung zusammengestellt, die zeigt, wie sich heute poetisch mit und über Natur reden lässt: aktuell und alltagsnah, humorvoll und schwärmerisch, kritisch und besorgt. Zeitgenössische Lyrik, die einen ambivalenten Weitblick auf unseren schönen, erschöpften Planeten wirft.

Die Bienen halten hier die Uhren auf. Und neben Crauss sind u.a. Reinhard Kiefer, Helmut Krausser, Axel Kutsch, Gundula Schiffer, Ralf Thnior und Christoph Wenzel dabei.

Share
Ein Zirpen in der Kiefer – und die Bienen halten die Uhren auf

zuviel an lyrischem sperma – Brinkmanns frühe gedichte

zu Rolf Dieter Brinkmanns 80. geburtstag dieser tage lohnt sich nicht nur ein blick auf Roberto di Bellas website Brinkmann wildgefleckt, sondern auch in Crauss’ 2018 erschienenen essayband SCHUNDFAKTOR. neben aufsätzen über Niklas Lem Niskate, Adrian Kasnitz, Julien Green, W.G. Sebald, Heine und diverse urbane phänomene (prenzlauer berg bis tokyo) und browserverläufe gibts auch eine besprechung von Brinkmanns frühen gedichten vorstellung meiner hände.

Share
zuviel an lyrischem sperma – Brinkmanns frühe gedichte

So gerade / nicht

queere anthologie… also quer? Schräg? Ja, genau! Queere Lyrik 2020 verammelt 15 Autoren*, deren Poesie aus dem heteronormativen Rahmen rutscht. Darunter u.a. Thomas Böhme mit einer Mini-Werkschau 1988-91, Alexander Graeff mit pfirsischweichen Ereignishorizonten, Zoltán Lesi & Mátyás Dunajcsik  mit einem Schlaflosigkeitsdialog – und natürlich Crauss.
Crauss übt mit “drei gestalten auf einer wiese” “deepthroat” und blickt mit Motiven von Gaga Nakhutsrishvili einem “herumtreiber” hinterher. Die von Stefan Hölscher herausgegebene Sammlung gibts im Geest-Verlag.

Share
So gerade / nicht

Vor 355 Jahren: Die Pest in London

Zum 355. Jubiläum der Pest in London wiederholen Armin Nassauer & Crauss ihre Pest-Lesung von 2016 online!
Auf Soundcloud gibts eine Kompaktfassung von etwa einer Stunde. Aktueller denn je. Zu Wort kommen Daniel Defoe & Samuel Pepys.
Viel Spaß beim Beulen zählen!

Die PestWeltweit gibt es heute noch 4.000 Pestfälle im Jahr. Von 1978 bis 1992 meldete die WHO 1.451 Todesfälle in 21 Ländern. In den USA erkranken jährlich zehn bis zwanzig Menschen an der Pest. Im Jahr 2014 starben in Madagaskar in einem Pest-Ausbruch mindestens 40 Menschen. Das bekannteste Beispiel einer Pestepidemie ist die große Pest von 1665, die Samuel Pepys in seinem Tagebuch festhielt und Daniel Defoe in seinem Buch Die Pest zu London bechrieb. Pepys‘ Tagebuch ist akribisch und hält Persönliches und Öffentliches gleichermaßen fest, mit bemerkenswerter Offenheit auch eigenen Schwächen gegenüber. Mit 59 Jahren veröffentlichte Daniel Defoe seinen „Robinson Crusoe“, drei Jahre später die journalistische Arbeit „A Journal Of The Plague Year“ (1722). Er gilt als einer der Begründer des englischen Romans. Im Bericht über die Pest, die er selbst nur als 5jähriges Kind erlebt hatte, mischt er mündliche und schriftliche Überlieferungen von Zeitzeugen mit genau recherchierten Daten über den Verlauf der Seuche, Sterblichkeit, Wetter, Verordnungen und anderem.

Share
Vor 355 Jahren: Die Pest in London