ALLE MENSCHEN
2016
WERDEN BRÜDER
Autor: Crauss
SILVESTERKRACHER
EINE FEIER. (III: get the party started)
später in der nacht noch einmal Donald Byrds pure d-funk oder den afro-fusion doppel-pulp mit Manu Dibango und mombassa. vorerst aber – ich habe gewartet, doch nun bist du hier – die gleiche leier wie im letzten jahr: nun klingen die banjos, nun klingt das klavier. komm tanz den ersten tanz mit mir.
die rede ist vom pionier, vom meister des non-stop-mixes; James Last, schreit jemand in der kurzen pause, und ja, richtig, das kennen wir von früher, von ganz früher. niemand besser als Hansi verstand es, die legende von babylon mit proud mary oder daddy cool und josé dem strassenmusikanten zu verbinden, ohne lächerlich zu wirken.
ich weiss unter garantie, ich werde einmal mehr einem sentimentalen ausbruch erliegen, wenn Hansi tut als sei er Nina & Mike, die so tun als seien sie die George Baker selection. dann muss ich an die feiern im elternhaus denken, 1977, 76, 75, und ich werde zufrieden sein, dass es mir stets ganz leidlich gelungen ist, auch später, einfach nur ‚dabei‘ gewesen zu sein, die stimmung genossen zu haben, die vorbereitungen, das salatschneiden gegen abend, das eau-de-cologne-anlegen, das die-gäste-erwarten. ich als kind mittenmang, ich als teenager am rande, in einer etwas stilleren ecke der grillhütte. zuschauer. mittelpunkt sein kann man zu anderen gelegenheiten.
der duft in all dem, die angefülltere luft. je später der abend, je schöner die gäste. ich habe gewartet, doch nun bist du hier. komm, tanz den ersten tanz mit mir. jetzt geht die party richtig los, der abend fängt erst an. ich war ein echter trauerkloss! je später der abend, je schöner die gäste. die uhren, die stellen wir einfach zurück. denn wie sie gerade fallen, so feiern wir die feste – und tanzen so lange wir wollen ins glück.
lassen wir es also nicht allzu langsam angehen und ziehen die party von hinten auf. noch läuft ein insomnia-sample aus Mambo Kurts kracher return of the alleinunterhalter in der endlosschleife, schon scratcht jemand mit einer polydor-kassette rein und verlangsamt unsere gefühle auf den raschel-ei-rhythmus von silver machine. ehe wir uns versehen, sind die regler nach rechts gedreht: elektroguitarren jaulen auf und wir fühlen uns für die nächste halbe stunde wie children of the revolution.
Roman ist auch von der partie. ich habe sogar die original-lp, quietscht er und hottet auf school’s out ab. selbstverständlich trägt er heute, zur feier des tages sozusagen, einen tailliertblauen samtanzug und schneeweisse stiefeletten. hello-a, rufe ich zurück – und ab geht die post: black and white – standing in the road – easy living – coming closer – run to me – und um mitternacht i’m on my way. aber das kriegt gerade keiner mit.
get the party started 1974
1973 party on
Roman steht noch auf dem balkon und schaut den blaulichtern zu. herrlich, wie die sich mit dem gestank und dem ganzen nebel mischen, ruft er ins wohnzimmer. das grosse licht ist an, ich liste die ersten verletzten: das schöne grüne sofa hat ein brandloch, jemand hat schätzungsweise ein halbes fass bier über meinen platten ausgegossen und irgendwie hängt die tür der vitrine schief. das telephon läutet. erstaunlich, dass um diese uhrzeit überhaupt jemand durchkommt. das ist meine mutter! ich erschrecke, wie schnell Roman vom balkon im zimmer ist, versuche ihn noch davon abzuhalten, abzunehmen.
mama, weer all crazee now, brüllt er in die muschel und kichert. dann dreht er die regler wieder nach rechts und die party geht weiter. nein, jetzt geht die party erst richtig los, der abend fängt erst an. ich war ein echter trauerkloss, als die fete hier begann. jetzt geht die party richtig los, jetzt sind wir alle da. mit dir wird hier die stimmung gross, schalla-li und schalla-la la la paloma blanca: traum und erleben für zwei. oh, la paloma blanca, du machst uns glücklich und frei. rings um uns her nur himmel und meer
nur himmel und meer
wir taumeln vom flauschigen ins fleischige und wieder zurück. schliesslich kann es kein zufall sein, dass auf der b-seite long cool woman in black dress, pop that thang und schlaflose nacht direkt hintereinander kommen. we join together, lift our bottoms up to thunder and lightning, bis uns die ohren platzen. ungefähr bei living on video wollen wir Mambo Kurt zurück haben. Roman erfüllt uns den wunsch und wir gleiten ab in die nacht auf einem wahnsinnig dahingehauchten, jedoch um einige ummis über der drehzahl schrillenden musik ist trumpf. wir lassen uns in die kissen sinken und schnippen noch ein viertelstündchen mit. oder ein halbes. so geht glück!
zuerst erschienen in: MOTORRADHELD. prosa. klagenfurt: ritter verlag 2009
am einsamsten aber
ist man in einer stadt ohne möwen.
wer den schrei hört,
dem liegt hoffnung im schmerz.
can i ask you a question?
ein begrenzter ort. zwei personen. eine fragt. die andere muss antworten.
keine gegenfragen. kein ausweichen.
während des diesjährigen kunstwechsels wird das tollMUT theater eine durchgängige aktion bieten, die an die nerven geht. allen beteiligten. freitag 04.12. von 20 bis 0 uhr, samstag von 14 bis 18 uhr und an nikolaus von 14 bis 19 uhr.
bist du bereit, Crauss?
ja.
lauf, merani, mein flügelross
georgische lyrik im Antiquariat Armin Nassauer: georgisch & deutsch
bei einem gedicht geht es auch immer um den klang der worte und die melodie des ganzen. es wird also ein besonderer nachmittag im Antiquariat Armin Nassauer werden: in georgischer und deutscher sprache erklin-gen hier gedichte aus dem kaukasus. die Auswahl reicht von Nikolo Barataschwili (1817-45), dem grossen dichter der georgischen ro-mantik, über Simon Tschikowani (1903-66) und andere bis hin zu Dato Barbakadse (*1966), einem vertreter moderner georgischer dichtung.
georgien hat eine der ältesten christlich geprägten kulturen der welt, und doch ist diese kultur seit jeher auch „orientalisch“ grundiert: abendland und morgenland begegnen sich am kaukasus seit jahrhunderten.
es lesen Schorena Iakobaschwili, Crauss und Armin Nassauer. dazu gibt es den berühmten georgischen wein, echten georgischen käse und ein paar überraschungen. der eintritt ist frei, der platz aber begrenzt.
samstag, 5. dezember 2015, 14 uhr
Antiquariat Armin Nassauer, hinterstr. 18, in der siegener oberstadt
die veranstaltung bildet teil zwei einer monatlichen vortrags- und lese-reihe. also: weitersagen und die ohren offenhalten!
BUNTE SOCKEN TRAGEN
niemand ist der einzige
junge im dorf. bloss sieht man
die anderen erst, hat man gelernt,
sich in der stadt zu bewegen.
poesie und wissenschaft
CRAUSS FOR RESIDENCE
jede publikumsstimme zählt! am 21.11.2015 um 19:00 findet im kulturhaus loschwitz, (dresden) der endausscheid zum poet in residence 2016 statt.: Crauss, Dominik Dom-browski und Stephan Turowski stellen sich als jury-favoriten dem publikumsvoting. der eintritt ist frei, die gedichte noch geheim, die vorfreude gross. CRAUSS FOR RESIDENCE ist das motto der stunde!
Crauss liest …
eine flüchtlingsgeschichte von David Leavitt, the two hotel francforts: in the summer of 1940 lisbon is the only neutral port left in europe. it is a city overcrowded with exiles, spies, refugees of every nationality. in this precarious atmosphere two couples awaiting safe passage to new york meet. both are best by the social and sexual anxieties of their age. as europe sinks inexorably into war, the hidden threads which bind these four characters begin to unravel.
“the point is, by signing all these visas, the consul was flagrantly violating orders, whiche were not to issue a single visa without getting clearance from lisbon. he had a conscience – for which he’ll pay dearly. and in the meantime Salazar’s stuck with a hundred thousand refugees.”
“can’t he send them back?”
“back where? spain won’t have them. france won’t have them. did i tell you abaout the couple Iris and i met on the International Bridge? the wife was dutch, the husband belgian. it turned out they’d made it through the french border patrol and crossed into spain, only to be told by the spaniards that there was something wrong with the wife’s visa – they couldn’t read the date or something – and she had to go back to france and get a new one. so then she walked back to the french side of the bridge, where the french guards told her that she couldn’t enter france because she didn’t have a french entry visa. so then she trooped back to the spanish side, only to be told … well, you get the picture. for all i know, she’s still on the bridge.”
Wiedergänger, Nachzehrer, Vampyre
halloween im antiquariat
gehängt oder gekreuzigt, erschlagen oder verunglückt: ein schlechter tod genügt manchmal, es hält die toten dann nicht im grab. seit jahrhunderten wandern sie über nächtliche strassen, klopfen an türen, hocken wie ein alb auf unserer brust, zeigen uns ihre wundmale oder trinken unser blut. manche zeugen kinder oder stiften religionen, andere ziehen einfach ihre ganze familie zu sich hinab in die gruft.
soll man die polizei rufen? oder einen arzt? kann man die untoten verklagen? oder hilft es nur, ihnen den pflock durchs herz zu treiben und mit dem spaten den kopf abzutrennen? die rationale moderne stürzt in den finsteren abgrund des irrationalen, nur um bleich und schwankend wieder daraus hervorzukriechen. wir hören von vielen verschiedenen arten, untot zu sein, und es begegnen uns echte und erdachte wiedergänger, nachzehrer und vampyre von der antike bis in die moderne teit.
wo? im antiquariat Armin Nassauer, hinterstr. 18, siegen. und wann? samstag, 31. oktober 2015, ab 14 uhr (es gibt auch was zu trinken!).
die veranstaltung bildet den auftakt zu einer monatlichen vortrags- und lese-reihe. also: zähne spitzen und ohren offenhalten!
endlich wieder lieferbar: LAKRITZVERGIFTUNG geht in die zweite runde!


BUNTE SOCKEN TRAGEN
3_CRAUSS in da BOX
ab sofort, aber nur bei Crauss persönlich und hier unter der kontaktadresse: 33 liebesgedichte auf 29 A6-karten und 2 langgedichten als leporello sowie 5 bildkarten, die Crauss mit den bedichteten originalsocken zeigen. jede der handbesprühten schachteln enthält zusätzlich 1 paar BUNTE SOCKEN in einheitsgrösse 41-45. limitiert auf 1.000 stück.
12 EUR pro schachtel plus 2 EUR deutschlandporto (woanders 3 EUR)
DIE MITTE DER WELT
Crauss’ vortrag über sehnsucht und fernweh in Edgar Reitz’ HEIMAT-zyklus ist jetzt online verfügbar.
wir erkennen unsere heimat oft nicht wieder, wenn uns das fernweh gepackt hat und wir erst nach jahren aus der welt zurückkehren. der autor und filmemacher Edgar Reitz hat sich ein halbes leben lang mit der sehnsucht der weggeher und den nöten der daheimgebliebenen beschäftigt. und er hat gefunden, dass wir die heimat in unserem herzen mit uns tragen, egal wie fern wir fliehen. Crauss erzählt die geschichte von Hermann Simon, dessen erste liebe aus dem dorf verjagt wird und der seiner heimat selbst den rücken kehrt mit einem schwur, nie wiederzukommen.
wer den vortragstext nachlesen will, kann dies hier tun.
monomanie macht sich breit der verstand kann mich mal
die horen 259 sind erschienen. musiker und autoren loten wahlverwandtschaften, differenzen, zusammenarbeiten aus und schildern ihren blick auf das jeweils andere genre. eine höchst spannende mischung aus essay, interview und reminiszenz, porträt, erzählung und gedicht. der schlager steht neben der klassik, der jazz kommt ebenso zu wort wie die popmusik, von verkannten genies ist zu lesen, von missverständnissen, bekenntnissen, korrekturen.
Crauss covert high hopes von pink floyd, the troubles von U2, forbidden love von Madonna und obsession von suede.
drei der vier gesprochenen lieder erscheinen zeitgleich in der literaturschachtel BUNTE SOCKEN TRAGEN.
BUNTE SOCKEN TRAGEN
2_PRODUKTION
ziemlich genau vor einem jahr, gleich zu beginnn der herbstmelancholie also, sass ich mitten auf dem platten land und schrieb die erste fassung eines buchmanuskripts. der titel, BUNTE SOCKEN TRAGEN, stand schnell fest, da das sockenmotiv sich durch mehrere der gedichte fortsetzt. die idee, die texte unabhängig vom präsentationsrhythmus meines stammverlags bei einem kleinen editor unterzubringen, konnte aber nicht umgesetzt werden. daher entschied ich, es sei eine gute gelegenheit, einmal wieder auf den HANDverlag, in dem seit jahren nichts mehr erschienen ist, zurückzugreifen und in selbstproduktion zu gehen:
# texte drucken, schneiden, ordnen # eine passende schachtel finden und mittels schablone beschriften # alles zusammenfalten, füllen und mit einem besonderen gimmick bestücken …
herausgekommen ist ein dreidimensionales, wirklich sehr selbstgebasteltes medium, ca 33 liebesgedichte auf 29 A6-karten und 2 langgedichten als leporello sowie 5 bildkarten, die Crauss mit den bedichteten originalsocken zeigen. jede der handbesprühten schachteln enthält zusätzlich 1 paar BUNTE SOCKEN in einheitsgrösse 41-45.
morgen mehr zum thema. wer die schachtel jetzt schon will (12 EUR plus porto), schreibt einfach eine mail an die kontaktadresse!
alle wollten Lisa …
… tief in die augen sehen, als im august zum erstenmal in siegen zum eye-contact-experiment aufgerufen wurde. wie oft teilen wir einen stillen moment mit einem fremden menschen? wo ist die zwischenmenschliche verbindung in unseren groszstädten hin?
beim eye contact gehts nicht um peinliches durchleuchten, es geht ums ganze: um dich und dein gegenüber. und am 15.10.15 ist es wieder soweit: ab 15:30 uhr stellen sich freiwillige in der siegener oberstadt zum augenkontakt mit fremden zur verfügung. welche berührenden momente dabei entstehen können, seht ihr im beispielvideo. die vom tollMut theater angestoszene aktion ist aber nur teil des world’s biggest eye contact experiment. Lisa zum beispiel wird an diesem tag auf dem berliner alexanderplatz stehen und ganz sicher nicht wegschauen, wenn du ihr gegenüber sein willst!
befriedigung ästhetischer bedürfnisse
bis zum 26.09.2015 ist die ausstellung Genschel/Strickmann noch jeden donnerstag von 19:30 bis 22:00 und jeden samstag von 13:00 bis 16:00 geöffnet! dann feiern wir abschied von der bedürfnisanstalt am siegener obergraben mit einem schönen programm und einer postkarten-edition aller teilnehmer.
Lydia Daher
flüchtige bürger. bereits von 2010, immernoch (oder wieder) aktuell. eine werbemail für Lydia Dahers neues textmusik-projekt ALGIER veranlasst, dass ich mir älteren projekte der grenzgängerin auch nochmal ansehe. denn gute kunst schimmelt bekanntlich nicht. eine “sound-poesie-fieldrecording-collage, die spröde groovend vieles offen lässt und viele türen öffnet“, schreibt die neue szene augsburg über Dahers mit der band Tatafull gemeinsam produzierte EP.
poesie vernetzt
teil acht der von Axel Kutsch herausgegebenen versnetze ist soeben erschienen. Crauss ist mit einem poem über den knabenweiher saint gall sowie einem nichtgeschriebenen gedicht von Marieluise Kaschnitz dabei:
vorher im regen / entfärbten die dinge sich. jetzt aber / gab es meerwind
versnetze ist eine der derzeit wichtigsten sammlungen deutschsprachiger poesie, vor allem auch, weil sie einmal nicht davon ausgeht, dass berlin der dreh und nabel von allem ist. die vernetzung ist wieder grossräumig nach postleitzahlbereichen vorgenommen worden, das finale versnetz kleiner grenzverkehr enthält neue gedichte von lyrikern aus österreich, der schweiz, frankreich, den niederlanden, finnland, belgien und den usa. ausser Crauss mit dabei sind ua. Konstantin Ames, Theo Breuer, Safiye Can, Manfred Enzensperger, Falk Andreas Funke, HEL, Stefan Heuer, Astrid Nischkauer, Kai Pohl, Clemens Schittko, Mikael Vogel, und Maximilian Zander.
BUNTE SOCKEN TRAGEN
1_ EIN ANFANG
ende oktober 2014 war ich eine kleine weile zu gast auf dem kulturgut haus nottbeck mit angeschlossenem westfälischen literaturmuseum. der aufenthalt war sehr fruchtbar, obwohl ich mir wahnsinnig selbst auf die nerven ging. das lag nur zum teil an der recht einsamen umgebung und den erlebnissen vor ort, die ich in drei kurzen abschnitten auch im nottbecker hausblog beschrieb: erscheinung I: ein putto, der aus einem allgemeinen gemurmel heraus zu singen beginnt; erscheinung II: schwarzweisse dryaden am abend eines herbsttags; erscheinung III: das irdischste am putto ist immer die mutter!
zu einer ausstellung von Heinrich Schürmanns visueller poesie, in der sich kleinste worteinheiten in bildern auflösen, verfremdet und verdreht werden, schrieb ich das gedicht wij.
und ich schrieb einiges mehr in dieser kurzen zeit auf dem land, im grunde entstand die erste fassung eines kompletten buchmanuskripts. BUNTE SOCKEN TRAGEN: der titel stand relativ schnell fest, da das sockenmotiv sich durch mehrere gedichte hindurch fortsetzt.
die idee, die texte unabhängig vom präsentationsrhythmus meines stammverlags bei einem kleinen editor unterzubringen, konnte nicht umgesetzt werden. daher entschied ich, es sei eine gute gelegenheit, einmal wieder auf den HANDverlag, in dem seit jahren nichts mehr erschienen ist, zurückzugreifen und in selbstproduktion zu gehen.
herausgekommen ist ein dreidimensionales, wirklich sehr selbstgebasteltes medium mit gimmick. einen kleinen vorgeschmack gibt dieses tableau; und mehr zum thema gibts morgen …
kein panzer hilft!
entsetzt bleibe ich in weidenau vor einem transparent stehen, auf dem eine regionale reservistenvereinigung für eine veranstaltung wirbt, bei der sie mit panzermitfahrten geld zu gutem zweck sammeln will. hat nicht erstens jede/r uniformierte dieser tage besseres zu tun als kriegsgerät vorzuführen, sei es auch veraltetes? sind nicht täglich die nachrichten voll von berichten über menschen, die den krieg fliehen? gab es nicht neulich bereits eine gesichtsbuchdebatte darüber, dass man flüchtlingskinder aus kriegs- und krisengebieten den aufenthalt hier leichter und unterhaltsamer machen wollte, indem man sie auf eine spazierfahrt in panzern mitnehmen wollte? und wennschon sich die reservisten engagieren möchten: wäre nicht ein wettbewerb im notbetten-schnellaufbau oder ähnliches ein geschickterer ‘feldzug’? zeit- und website-angaben im bild anbei sind bewusst gestrichen. ich fordere dringend auf, das nahende event nicht wahrzunehmen und stattdessen 22 EUR (erwachsener) oder 5 EUR (kinder), die das panzerfahren kosten soll, direkt an die aktion lichtblicke oder die siegener kinderklinik zu spenden – ohne umweg über kriegsverherrlichung.
Denise Ritter …
… realisiert elektroakustische klangkompositionsinstallationen, die ausschliesslich auf audioaufnahmen realer situationen basieren. ortsbezogenheit, betonkonkrete musik, unterirdisch inspirierend, hochofenheiss. für die industrial-stücke schachtanlage gegenort macht Denise Ritter audioaufnahmen vom kohlebergbau und der eisen- und stahlindustrie in der region saar-lor-lux, weltweit higegen wird das partizipative klangkunstprojekt small world wide.
2014 zeigte frau Ritter uns den hölleneingang a, b, c bis z im siegener kunstraum badstrasse. hörproben davon und einiger weiterer arbeiten gibts auf ihrer aktualisierten heimatseite.
völkerwanderung
Aus der den Medien hören wir ständig von Asylbewerbern, sicheren Drittstaaten, Balkanflüchtlingen und Problemen in und um die Unterkünfte. Doch was ist unser Asylrecht überhaupt? Wie läuft ein Asylverfahren ab und warum ist die Problematik gerade jetzt so aktuell? Welche Gründe gibt es, woher kommen die Flüchtlinge und welche Rechte haben sie? […] Wenn die Flüchtlinge in Deutschland angekommen sind, stehen Behörden und Freiwillige diversen Problemen gegenüber, sowohl in den Erstunterkünften als auch in den Flüchtlingsheimen. Welche Schwierigkeiten dies sind und welche Lösungen es an unterschiedlichen Stellen [auch in der Region Siegen-Wittgenstein] gibt, …
… war thema eines hörenswerten vortrags am 10.09.2015 von Kati im hackspace siegen:
befreundete dienste
manche bezeichnen sie als verschwörungstheoretikerin, andere als gründlich recherchierend und ihre thesen zur desinformation der bevölkerung durch regierungsorgane als begründete vermutungen. ichselbst bin nicht sicher, was ich von Gaby Webers arbeit halten soll, finde es aber interessant, dass mich gerade zu einer zeit, in der weitere schlampereien bezugs nsu-affäre bekannt werden, über einen umweg eine mail der journalistin erreicht, in der sie um aufmerksamkeit für ihre klage wirbt:
ich hatte ja schon zweimal gegen den BND geklagt (1992 wegen der strategischen Kontrolle und 2008 wegen Aktenfreigabe seiner Eichmann-Akten), jetzt also ein drittes Mal: Ich hatte letztes Jahr beim BND Akteneinsicht in deren Akten zu beantragt, die sich mit der argentinischen Militärdiktatur (1976 bis 83) befassen. Der BND hatte immer schon einen Residenten an der Deutschen Botschaft in Buenos Aires, dessen Aufgabe es ist, gute Beziehungen zu den „befreundeten Diensten“ zu unterhalten. Konkret heißt das: der BND ging bei den Folterern ein und aus. Der BND hat meinen Antrag auf umfassende Akteneinsicht abgelehnt, mein Anwalt hat für mich beim Bundesverwaltungsgericht Leipzig Klage eingereicht. Ich wäre Euch dankbar, wenn Ihr mir helfen würdet, Öffentlichkeit dazu herzustellen. Es geht einfach nicht an, dass die Geheimdienste das Bundesarchivgesetz, das von einer grundsätzlichen Aktenoffenlegung ab 30 Jahre ausgeht, mit Taschenspielertricks umgeht. Hier muss ein Grundsatzurteil her.
Ansonsten laufen die Verfahren gegen das Bundesarchiv wegen Untätigkeit (Bundesverfassungsgericht) und gegen das Bundesamt für Verfassungsschutz wegen Akteneinsicht vor dem VerwG Köln. Ich halte Euch auf dem Laufenden.
Mein Film „Desinformation – ein Lehrstück über die gewünschte Geschichte“ hat bei YouTube ziemlich viele Klicks erhalten, der CCC hat ihn auf seinem Camp gezeigt. Das war eine sehr schöne Erfahrung. Leider sitzen die Verantwortlichen das Thema aus, d.h. der NDR äußert sich einfach nicht dazu. So kann man natürlich auch auf Kritik reagieren. Ich wäre Euch dankbar, wenn Ihr den Film in Eurer Umgebung bekannt machen würdet
Crauss liest … im lokalblatt
… löblichen lokaljournalismus, der einen dreispalter darauf verwendet, über eine lesung zu berichten, die aus anlass des bezugs neuer räumlichkeiten eines kulturvereins stattfand. schade nur, dass im artikel mal wieder kein genauer zeitpunkt genannt wird, man sich nicht traut zuzugeben, dass zwischen ereignis und druck wohl mehr als ein paar tage liegen. fühlte sich ein leser denn wirklich um die aktualität betrogen, wenn das genaue, eventuell sogar schon eine woche zurückliegende datum bekanntgegeben wüde? der lokalforscher wird sich in einigen jahren jedenfalls ärgern, wenn er die recherche nachholen muss, die der journalist versäumt hat – wenn es sich denn nicht bloss um eine modifizierte pressemitteilung handelt. denn als autor steht ganz allgemein “sz”, und das photo zum artikel hat der verein offenbar selbst beigesteuert.
die siegener zeitung beschreibt angenehmerweise sehr ausführlich die russlandreise/n Rainer Maria Rilkes und seiner begegnung mit der dichterin Marina Zwetajewa. vollkommen ausgelassen werden aber wichtige informationen, welchen zweck der russisch-deutsche kulturverein eigentlich hat oder was in zukunft geplant ist, beispielsweise auch, zu welchen tages- und uhrzeiten das ladenlokal in der siegener oberstadt betreut wird. noch steht hierzu auch nichts auf der vereinshomepage (umso wichtiger wäre eine notiz in der sz gewesen). immerhin lernt man dort aber, dass sich litera aus einem lesekreis der Johann-Gottfried-Herder-Bibliothek Siegerland e.V. gebildet hat, einer institution, die mir von früheren besuchen als recht konservativ in erinnerung ist und die “die begegnung mit dem deutschen und europäischen osten […] fördern und das dort in jahrhunderten gewachsene deutsche kulturerbe als bereicherndes element in die gesamtdeutsche entwicklung” einbringen will (zit. nach homepage).
auf der litera-seite gibts neben der leicht zugänglichen satzung immerhin auch ein sehr umfangreiches verzeichnis der bücher, die der verein in bezug auf russische literatur und deutsch-russische beziehungen vorhält. das ist wohl mehr als die lokalpresse leisten konnte.