4 die „not zu schreiben“ (Uwe Kolbe) und die „lust am text“ (Roland Barthes) soll auf leserseite gleichermaszen spürbar sein, damit sich beim lesen die reize hinter/ zwischen den bedeutungen: klänge, metrische spiele, brüche, bedeutungsdopplungen, notwendige ungeschlachtheit (das gedicht als wunde), überhaupt stilistische rafinessen, geniessen lassen. 5 Hubert Fichte macht sich […]
SCHÖNER SCHREIBEN
1 Peter Geist findet negative beurteilungskriterien, wenn es um gedichte geht: klischeereiches ( = unauthentisches) zeitgeistgestöhn, pseudopoetische bebilderung von thesen, stilposen und die soundsovielte imitation eines traklgedichtes. 2, die unschärfe loben: überraschendes, fesselndes entsteht durch das herausreissen der dinge aus ihren geläufigen zusammenhängen, sagt Walter Benjamin; durch eine bewusst gewordene/ […]
die echtheit, also authentizität eines textes kann sich durch geringe phrasenhaftigkeit, durch geringe verwendung hochgestochener sprache ausdrücken. hier steht authentizität für einfachkeit. echtheit liegt etwa auch im widerstand gegen einen gewissen zeitgeist. das geschmacksurteil ist kein rein subjektives, das im belieben des einzelnen steht, vielmehr gibt es objektive, also im […]
originalität/ grenzüberschreitung ist nicht zu verwechseln mit dem „originellen“ als interessantheits-kriterium. ein werk soll ausser welthaltig zu sein der realität etwas neues, eigenes hinzufügen. zeichen der originalität kann zb. etwas spezielles innerhalb einer figur sein. deutliche beispiele nicht-originaler, sondern eher schablonenhafter charaktere finden sich in groschenheften. man erwartet von der […]
würden wir bei einem gereimten gedicht das jeweils nächste wort mit sicherheit voraussagen können, wäre das gedicht langweilig. ohne den aufbau einer erwartungsspannung würden wir nicht weiterlesen. das wertkriterium verlangt, dass literatur nicht langweilig, sondern originell sei. das kann bei gedichten eine sprachliche schönheit sein, die spannung einer erzählung (wie […]
dort, wo dichtung eindeutige aussagen macht, ist sie selten gross und tief. am wahrhaftigsten ist sie, wo sie ein gestochen scharfes röntgenbild (die formulierungen, textaufbau etc) liefert, die diagnose aber offen lässt. ein werk kann zu anfang komplex wirken, dann besteht der genuss daran aus einem im fortlauf leichteren lesen. […]
eine dürftige geschichte bleibt dürftig, auch wenn Sie die formulierungen aufblasen. Georg Christoph Lichtenberg meint dennoch: „ein guter ausdruck ist fast soviel wert wie ein guter gedanke.“ nutzen Sie Ihren passiven wortschatz aus. jeder von uns besitzt einen grossen passiven wortschatz und einen manchmal zu engen aktiven. als langsam licht […]
ausdruck ohne formale bewältigung langweilt auf dauer! allerdings sollte die intensität des ausdrucks nicht auf einer geraden liegen. die aufmerksamkeit des lesers muss sich immer wieder erholen können. wechseln Sie die diktion: einmal straff, dann wieder aufgelockert. nicht jeden satz mit „schwerer kost“ belasten.
stimmig ist ein text, den sich autor wie leser in seiner substantiellen form nicht besser vorstellen können. das ist utopie. wer hats gesagt? form und inhalt lassen sich nicht getrennt voneinander betrachten, sie sollen aufeinander abgestimmt sein. stimmig kann ein werk auch sein, wenn ein disparater inhalt durch eine inhomogene form […]