Crauss schreibt über Edgar Reitz’ Filmepos. In seiner Arbeit Erzeugung von Authentizität und Historizität im Film am Beispiel von Edgar Reitz‘ Heimat-Reihe (2024) geht er der These nach, “dass Reitz insbesondere mit seinen filmischen Heimat-Epen auf eine besondere Weise das Gefühl von Authentizität beim Rezipienten evoziert, und dass er dies anders tut als der Historien- oder Zeitfilm üblicherweise: mittels der Methode der dichten Beschreibung, wie sie Clifford Geertz für die Einordnung sozialer Systeme vorgeschlagen hat. Nachzulesen auf heimat123
Edgar Reitz
Hermännchen (1955-1956)
Am Erker, eine der ältesten und renommiertesten Literaturzeitschriften im deutschsprachigen Raum hat sich in Ausgabe 81 dem Thema Film gewidmet. Neben anderen Autoren haben sich Thomas Kade, Andreas Heckmann, Sabine Peters und Mariusz Lata der literarischen Umsetzung von Blockbustern wie Independent-Streifen verschrieben.
Crauss ist dabei mit einer Kurzprosa zum 9. Teil von Edgar Reitz’ Filmchronik HEIMAT: Hermännchen macht Abitur und verliebt sich in die elf Jahre ältere Klärchen Sisse. Das ist ein Skandal in Schabbach …
HEIMAT
Der Begriff der Heimat war stets ein sehr deutscher – in anderen Sprachen gibt es das Wort nicht – und es war oft ein schwieriger. Was soll das sein, Heimat? Mit zunehmender realer und virtueller Globalisierung findet eine neue Suche nach Heimat statt. Ein Sprichwort sagt: Heimat ist da, wo du dich nicht erklären musst. Die Abkehr von der Provinz kann ein lebenslanger Motor sein, die Flucht aus der Heimat ist für Viele heute traurige Notwendigkeit, die Einführung eines Ministeriums, das den Heimatbegriff mit Staat und Volk gleichsetzt, hilft da nicht unbedingt weiter.
Fest steht: Heimat hat nichts zu tun mit Idylle.
Ganz gleich, ob wir unser Dorf Schabbach oder Vormwald nennen – wir erkennen unsere Heimat oft nicht wieder, wenn uns das Fernweh gepackt hat und wir erst nach Jahren aus der Welt zurückkehren. Der Filmemacher Edgar Reitz hat sich ein halbes Leben lang mit der Sehnsucht der Weggeher und den Nöten der Daheimgebliebenen beschäftigt. Er hat gefunden, dass wir die Heimat in unserem Herzen mit uns tragen, egal wie fern wir fliehen.
Im dreiteiligen HEIMAT-Epos (Die Handlung geht von 1919 bis 1999) zeigt Reitz, dass sich an einem Dorf das Geschick der gesamten Nation widerzuspiegeln vermag.
Crauss erzählt die Geschichten von Maria Simon – die stets genauso alt wie das Jahrhundert war – und ihres Sohnes, dessen erste Liebe aus dem Dorf verjagt wird und der seiner Heimat den Rücken kehrt mit dem Schwur, nie wiederzukehren.
Dem ca. einstündigen Vortrag folgt die Vorführung der ersten HEIMAT-Episode: “Fernweh” spielt 1919 bis 1928 und dauert zwei Stunden.
Im Frühjahr und Herbst 2019 folgen dann weitere HEIMAT-Episoden in Kinoformat im Waldlandhaus. Wer daran Interesse hat, ist eingeladen, dies auch vorab schon per Mail an crauss[at]crauss[.]com oder am 25.11.2018 auf einer Interessentenliste zu bekunden. Eintritt 5,00 Euro
DIE MITTE DER WELT
Crauss’ vortrag über sehnsucht und fernweh in Edgar Reitz’ HEIMAT-zyklus ist jetzt online verfügbar.
wir erkennen unsere heimat oft nicht wieder, wenn uns das fernweh gepackt hat und wir erst nach jahren aus der welt zurückkehren. der autor und filmemacher Edgar Reitz hat sich ein halbes leben lang mit der sehnsucht der weggeher und den nöten der daheimgebliebenen beschäftigt. und er hat gefunden, dass wir die heimat in unserem herzen mit uns tragen, egal wie fern wir fliehen. Crauss erzählt die geschichte von Hermann Simon, dessen erste liebe aus dem dorf verjagt wird und der seiner heimat selbst den rücken kehrt mit einem schwur, nie wiederzukommen.
wer den vortragstext nachlesen will, kann dies hier tun.
1997-2013, ein rückblick auf 25 kritische ausgaben
band 5 der im weidle verlag erscheinenden edition kritische ausgabe gibt einen rückblick auf 25 ausgaben der bonner zeitschrift für germanistik und literatur. die herausgeber Marcel Diel, Benedikt Viertelhaus und Fabian Beer präsentieren aus siebzehn nummern je einen herausragenden aufsatz, beispielsweise über “pop, hotels und zeichensysteme” (Ralf Hanselle), “Jüngers ästhetik der ‘werkstättenlandschaft'” (Jürgen Brokoff) oder den “säufer-poet” ETA Hoffmann (Marko Milovanovic).
Crauss hat sich zum kapitel über die “literarische provinz” in “die mitte der welt” begeben: ganz gleich, ob wir unser dorf schabbach oder klafeld nennen – wir erkennen unsere heimat oft nicht wieder, wenn uns das fernweh gepackt hat und wir erst nach jahren aus der welt zurückkehren. der autor und filmemacher Edgar Reitz hat sich ein halbes leben lang mit der sehnsucht der weggeher und den nöten der daheimgebliebenen beschäftigt. und er hat gefunden, dass wir die heimat in unserem herzen mit uns tragen, egal wie fern wir fliehen. auch, wenn die abkehr von der provinz ein lebenslanger motor ist: im dreiteiligen »heimat«-epos zeigt Reitz, dass sich an einem dorf und einer ländlichen region das schicksal der gesamten nation widerzuspiegeln vermag.
Crauss erzählt die geschichte von Maria Simon, die, geboren 1900, stets genauso alt wie das jahrhundert war – und den werdegang ihres sohnes Hermann, dessen erste liebe aus dem dorf verjagt wird und der seiner heimat selbst den rücken kehrt mit einem schwur, nie wiederzukommen. alles, was erzählt wird, hat sich wirklich ereignet – nichts hat sich so ereignet, wie es erzählt wird.