schreiben heisst vergessen

Als Helmut Schranz im September 2015 starb, starb mehr als er. Nicht nur verlor die österreichische Literatur eine bedeutende (und bedeutend egalitäre) Stimme der, sagen wir, letzten Generation von in Sprachskepsis/Sprachkritik wurzelnder Kunstliteratur – Helmuts Freunde verloren einen Freund. Die Gruppe perspektive verlor mit ihm einen einen integralen Bestandteil; die Selbstverständlichkeiten, aus denen heraus die Zeitschrift dieser Gruppe davor produziert wurde – etwa die Gruppenidentität selbst, oder der fortgesetzte Austausch zwischen „avancierender“ und betriebskritischer Position, den Helmut katalysierte –, waren nicht mehr selbstverständlich.
perspektive 124 widmet sich dem Freund. Crauss hat einen Text beigetragen.

schreiben heisst vergessen. wie hiess dieser schnaps, von dem keiner mehr wollte, also ich mir den rest nahm? ein ordentlicher schweinsbraten, ein kurswagenübergang: die oberflächen sind wichtig. es ging um gedichte, mir geht es immer um sie. auch jetzt. der mann, der den ton angab, kannte gedichte nicht oder gab vor, keine zu kennen. das schadete niemandem. im gegenteil, manchmal nämlich bleibt von einem hübschen poem nur der sprung in der zeile tunt sprung in der zeile tunt sprung in der zeile tunt sprung dann gebe ich als lyriker gern meine form auf zugunsten der wirkung. des inhalts? zerfällt nicht der inhalt mit aufhebung der form wie ein zu trocken gebackener kuchen? es gab keinen kuchen zum nachtisch. überhaupt: bis ins tivoli musste ich jammern und selbst dort gabs kein eis, nichtmal kuchen. eine pizza wollte man teilen mit mir, nochn bier, nochn bier, das war mir lieber.

was also war graz? graz war echt. wie gear’et dir da? och, ganz echt. aufs siegerland kommen wir beim nächsten bier (oder schweinsbraten) oder in der obersteiermark bei einer runde schnaps. die oberflächen sind wichtig.

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