zufall oder bedeutung, dass ich mir zur neuen lektüre über die stadt, die stets als grau und trostlos verschrien wird und deren bewohnern es seit je an selbstbewusstsein mangelt, aus meiner lesezeichensammlung ausgerechnet fonky silence herausgreife? 1963/64, als stadt auf eisernem grund erschien, war die stimmung jedenfalls noch positiv und auch der öpnv, über den ich persönlich mich in siegen mit am meisten ärgere, wurde gelobt: “drei omnibusbahnsteige bilden den bahnhof für den vorzüglich [!] ausgebauten nahverkehr, der siegen mit seiner näheren und weiteren umgebung verbindet.”
über die verkehrsbetriebe und die spezies busfahrer werde ich mich sicher an anderer stelle weiter ärgern, lasse mich aber zunächst gern unvoreingenommen auf einen rundgang durch die stadt mitnehmen, aus der berühmte leute wie der kartograph Tilmann Stella stammen oder Wieland, der ganz in der nähe schwerter und pokale für den zauberer Merlin schmiedete. immerhin!*
“dieser stadtführer hat besonders drei aufgaben zu erfüllen: er soll den einheimischen zum näheren kennenlernen und zur grösseren wertschätzung seiner eigenen stadt ermuntern und in ihm möglichst viele aha-erlebnisse wecken; zum anderen soll er dem besucher bei dessen ankunft anreiz zum näheren beschauen und besseren verstehen der stadt und, nach dessen abfahrt, eine vertiefte und bleibende erinnerung an siegen bieten”, schreibt der herausgeber Paul Fickeler. der siegerländer begreift sich, sein wesen und seine umgebung also genauso schwer wie aussenstehende ihn verstehen?
“der kleine führer durch die stadt siegen will den fremden [nicht etwa besucher oder gast] eine hilfe sein, aber auch den siegener bürgern aufklärung geben über ursprung und bedeutung von bauwerken und sehenswürdigkeiten, an die sie von jugend an gewöhnt sind und deren geschichte sie doch nicht kennen. aus diesem grunde verweilt das büchlein auch mitunter bei kaum noch sichtbaren resten einstiger grösse, weil auch sie zum erscheinungsbild siegens gehören.” schlauer als von Alfred Lück wurde selten das fehlen von attraktion bei einer im WKII zu 83% zerstörten stadt gutgeschrieben. “ein zäher aufbauwille und fleissige, harte arbeit ihrer bewohner haben [die stadt] zu dem werden lassen, was sie heute ist. sie präsentiert sich dem besucher als eine stadt voller lebenswillen und voller hoffnung auf eine erfolgreiche zukunft.”
Dr. Paul Fickeler, Alfred Lück: stadt auf eisernem grund. ein rundgang durch siegen. hg. für den verkehrsverein siegen e.v. gegr. 1871) von verkehrsdirektor Willy Schommer. verkehrsverein siegen: selbstverlag 1963/64
* und ja: P.P. Rubens darf genauso wenig vergessen werden wie Karl Riha.