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Schlagwort: mofaheld

KEIN VERGLEICH: original und fälschung

MOTORRADHELDmofaheld

 

 

 

 

 

 

 

 

man muss es nicht gleich eine plumpe fälschung nennen, aber ein vergleich zwischen Lars Niedereichholzens MOFAHELD (fälschung, 2016) und dem 2009 erschienenen original MOTORRADHELD von Crauss wird ganz sicher zugunsten der im ritter verlag wien/klagenfurt erschienenen prosa ausfallen.
denn wo bei Niedereichholz (“für meine kinder. trinkt keinen schnaps!”) “sämtliche personen und handlungen frei erfunden” sind, ist bei Crauss alles echt: jawbreaker, 12incher, die 80er. MOFAHELD will durch gemütlich-witzige nennung von kindheits-accessoires und in einem sich an poetry-slam-muster annähernden stil den leser fangen. Crauss aber, so Matthias Fallenstein in einer rezension, “vermeidet jede andeutung einer didaktischen geste. ihm ist bewusst, dass zukunft befristet ist, dass es ein ende geben wird, so wie die jugend vorbei ist und nur noch rückblicke auf die vergangenheit erlaubt sind: blicke durch eine unüberwindlich trennende, wenn auch durchsichtige scheibe. wer diese distanz nicht respektiert,” macht sich lächerlich.
so ist in wirklichkeit MOTORRADHELD “der roman des phänotyp jugend seit den 80er jahren. neben zahlreichen anderen literarischen verweisen, anspielungen und zitaten findet sich auch eine erinnerung an Gottfried Benn. nur dass Benn in seinem roman des phänotyp, von dem Crauss‘ prosa […] gar nicht allzu weit abweicht, jene generation alter männer vor augen führt, die eine vergangenheit loswerden wollte und darum ihr politisches handeln leugnete und erzählbare geschichten verschwieg, während Crauss das porträt der heute jungen generation zeichnet, die keine zukunft vor sich sieht und daher auf handeln und geschichte gleich im vorhinein verzichtet. man hängt ab, tanzt, flirtet, säuft bis zum koma. für immer disko? Crauss weiss genau: disko lügt.”

MOTORRADHELD ist nichts als die WAHRHEIT in ihrer erotischsten form. egal, ob es sich bei den einzelnen texten in MOTORRADHELD um gesprächsnotiz, kurzgeschichte, fingierte zeitungsmeldung, essay oder montage handelt: bei aller methodischen strenge erweist sich Crauss als fabulierfreudiger und umwerfend komischer erzähler mit einer vorliebe für BEAT und PORNO. und da, mit verlaub, können ein batiktuch (“es riecht modrig”), ein kopfhörer (“an dem ich vorsichtig schnuppere und fast enttäuscht feststelle, dass er nicht nach furz riecht.”) und ein altes mofa wirklich nicht mithalten!

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