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2016 DIESER JUNGE. DIGITAL TOES.

DIESER JUNGECRAUSS: DIESER JUNGE. DIGITAL TOES. VERLAGSHAUS BERLIN 2016, ISBN: 978-3-945832-18-9, e_book, eur 6,99 (hier bestellen)

sechsundzwanzig gedichte mit glossar, einem nachwort von Matthias Fallenstein und Crauss’ aufsatz AUGUST und ACKER über das entstehen der texte.

wald, badende, strand: idyllen bergen begehren und die lust, sich auf spurensuche zu begeben. die jungen rehaugen, die der autor projiziert oder erinnert, sind niemals geschaute, sind manchmal die eigenen, vor allem aber sind sie gut fürs photoalbum. sie leuchten in cinemascope und technicolor. die digitalen burschen knacken mit den zehen und  winken in lässigen gesten, deren barocke schnörkel CRAUSS in seinem e_book neu vertont und später beschneidet. jeder angedeutete bezug auf eine musik, eine photographie oder einen film fordert einen schlag in den nacken. denn THIS BOY … is phototronic.

tracklist ° man möchte schon ohs ausrufen ° august und acker ° junge mit weissen beinen ° volle blüte (orangen, akazien) ° der junge ° von dir ° hotel örop (duty free kontinuum) ° der eleve vom flughafen ° waiting for the hurricane ° männer und frauen im traum ° brüttalvermerk ° nimmer zu denken ° ich weiss es müsste ein weh sein! ° nach der lektüre mehrerer gedichte ° stadtwärts ° kind auf einem tretroller ° typisches gedicht ° gruss aus malta ° rambla ° brest (deck schrubben) ° parfum ° edelkirmes ° zusehen und ° café anal (self service) ° clouds in my coffee and digital toes °°° glossar °°° nachwort °°° AUGUST und ACKER. wie die akazie in den orangensaft kommt

Mario Osterland ist begeistert über die digitale pansmusik,  Elke Heinemann bespricht in der FAZ vom 09.03.2016 und auf ihrem blog den lyrik code und DIESEN JUNGEN. details über den code gibts weiter unten auf dieser seite sowie im gespräch des deutschlandradios mit dem verlagshaus berlin am 07.03.2016

Elke Heinemann bespricht DIESER JUNGE

volle blüte im lyrik-code

e_books imitieren bislang die ästhetik von büchern: papiermetaphorik als andeutung von haptik, flattersatz für gedichte, simulierte seitenumblätter-funktion. gedichte treten jedoch in unterschiedlichsten darstellungsformen auf: linksbündig, zentriert, mit fussnoten, einschüben und kommentaren. die abbildung von lyrik im digitalen medium wird diesen darstellungsformen nicht gerecht. bisher werden gedichte in e_books beispielsweise ‚ganz normal‘ umbrochen. die vergrösserung der schrift führt zu willkürlichen zeilenumbrüchen, die die struktur, die rhythmik, und damit seine schönheit zerstören.
gedichte sind universen auf kleinstem raum. die vielfalt ihrer klänge, ihrer strukturen, ihrer stimmen und formen bildet sich in konstellationen von fragilität ab: jedes wort, jeder vers, jede strophe schafft neue planeten, stilmittel ordnen den raum, schaffen umlaufbahnen, flugbahnen durch die gedichte und immer auch zu anderen gedichten, anderen universen hin. die EDITION BINAER nimmt diese fragilität ernst: wo die komplexität von gedichten in e_bboks bislang zerstört wurde, schafft sie es durch den von Corinna Northe etablierten lyrik-code nicht nur, sie in e_books unabhängig von software das flexible system besteht aus einer erweiterbaren anzahl zeichen und bildet die struktur des gedichts ab. der lyrik-code fügt sich unauffällig ins gedicht ein und ist für leser schnell zu erlernen. durch seine abgetönte farbe hält er sich im hintergrund des texts und tritt nur in erscheinung, wenn er benötigt wird, um zb. einen zeilenumbruch oder einschub anzuzeigen. er macht bei beliebiger vergrösserung die struktur des gedichts lesbar. durch begleitende essays, interviews, interaktive anmerkungen und glossare treffen gedichte im digitalen auf andere gattungen, beziehen sie in ihren lauf mit ein. die edition befreit zugleich gedichte von den restriktionen des papiers: findet der lyrik-code einzug in das schreiben selbst, können ganz neue räume entdeckt werden!

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