Weißabgleich

Weiß kann blenden, überformen, große Wucht entfalten, kann gespenstern, schmerzende Akzente setzen, trügerisches Weichbild sein. Man kann davon angefallen werden (Paul Celan), unter seinem Einfluss „in die Irre gehen“ (Günther Grass). Weiß kann für Trauer stehen, für das Vergessen, selbst für die Zeit (in einem Gedicht von Rose Ausländer ist sie das Weißeste). Es kann somnambul Erfahrenes markieren (siehe „All die weissen Schlafe/ Meiner Ruh“ bei Else Lasker-Schüler), auf Unausdeutbarkeit verweisen bis hin zur „Gischt des Nichts“ (Hans Arp).

„Weiß ist sehr gut“, wie uns Ernst Herbeck wissen lässt, man kann damit Gewissheit torpedieren. Ron Winkler hat mit Weißabgleich eine spannende Anthologie zum Thema herausgegeben – und Crauss ist zwischen zwei Trakl-Gedichten mit einem “weißen Akt” darin vertreten.

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Weißabgleich

Die neue, inzwischen 11. Ausgabe der Versnetze ist draussen. Die Versnetze sind eine jährlich von Axel Kutsch edierte Anthologie für zeitgenössische Gedichte im deutschen Sprachraum und meiner Einschätzung nach das mittlerweile wichtigste Überblicksmedium in diesem Bereich. Versnetze_elf versammelt, nach Postleitzahlen sortiert, deutschsprachige Lyriker der Gegenwart und erscheint im Verlag Ralf Liebe.

Sehr stolz kann ich vermelden, das gleich zwei meiner Gedichte dabei sind: blut und bier beschreibt eine Parade der Almighty Disciples im Chikago der 1930er Jahre, steppenwirtschaft (vormals aus ALLES ÜBER RUTH) den Umgang kasachischer Bauern mit Weltraummüll.

In der Anthologie sind weiterhin vertreten: Matthias Engels, Ron Winkler, Achim Wagner, Florian Günther, Thomas Böhme, Stefan Heuer, Manfred Hausin, Gerrit Wustmann, Lütfiye Güzel, Theo Breuer, Safiye Can u.v.a.m.

Versnetze_elf (Bild von https://kunst-marlies-blauth.blogspot.com)
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