dort, wo dichtung eindeutige aussagen macht, ist sie selten gross und tief. am wahrhaftigsten ist sie, wo sie ein gestochen scharfes röntgenbild (die formulierungen, textaufbau etc) liefert, die diagnose aber offen lässt.
ein werk kann zu anfang komplex wirken, dann besteht der genuss daran aus einem im fortlauf leichteren lesen. es besteht hier aber die gefahr der langeweile.
ein werk kann hingegen eine sich im verlauf steigernde komplexität haben, dann besteht der genuss aus einem sich allmählich entwickelnden verstehen.
trotz mehrdeutigkeit/ ambiguität muss ein werk jedoch nicht schwierig zu lesen sein. mehrdeutig, das heisst auch: tiefsinnig kann auch eine simple story sein oder ein werk, das sich (aus unterschiedlichen gründen, aber aus gründen) selbst widerspricht. aus einer (überwindbaren) widerständigkeit ergibt sich genuss.