Crauss liest … im lokalblatt

… löblichen lokaljournalismus, der einen dreispalter darauf verwendet, über eine lesung zu berichten, die aus anlass des bezugs neuer räumlichkeiten eines kulturvereins stattfand. schade nur, dass im artikel mal wieder kein genauer zeitpunkt genannt wird, man sich nicht traut zuzugeben, dass zwischen ereignis und druck wohl mehr als ein paar tage liegen. fühlte sich ein leser denn wirklich um die aktualität betrogen, wenn das genaue, eventuell sogar schon eine woche zurückliegende datum bekanntgegeben wüde? der lokalforscher wird sich in einigen jahren jedenfalls ärgern, wenn er die recherche nachholen muss, die der journalist versäumt hat – wenn es sich denn nicht bloss um eine modifizierte pressemitteilung handelt. denn als autor steht ganz allgemein “sz”, und das photo zum artikel hat der verein offenbar selbst beigesteuert.

die siegener zeitung beschreibt angenehmerweise sehr ausführlich die russlandreise/n Rainer Maria Rilkes und seiner begegnung mit der dichterin Marina Zwetajewa. vollkommen ausgelassen werden aber wichtige informationen, welchen zweck der russisch-deutsche kulturverein eigentlich hat oder was in zukunft geplant ist, beispielsweise auch, zu welchen tages- und uhrzeiten das ladenlokal in der siegener oberstadt betreut wird. noch steht hierzu auch nichts auf der vereinshomepage (umso wichtiger wäre eine notiz in der sz gewesen). immerhin lernt man dort aber, dass sich litera aus einem lesekreis der  Johann-Gottfried-Herder-Bibliothek Siegerland e.V. gebildet hat, einer institution, die mir von früheren besuchen als recht konservativ in erinnerung ist und die “die begegnung mit dem deutschen und europäischen osten […] fördern und das dort in jahrhunderten gewachsene deutsche kulturerbe als bereicherndes element in die gesamtdeutsche entwicklung” einbringen will (zit. nach homepage).

auf der litera-seite gibts neben der leicht zugänglichen satzung immerhin auch ein sehr umfangreiches verzeichnis der bücher, die der verein in bezug auf russische literatur und deutsch-russische beziehungen vorhält. das ist wohl mehr als die lokalpresse leisten konnte.

 deutsch-russisches kulturzentrum litera

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